B129 – Ein starker Zweifärber nach Sperreröffnung

Board 13 beim Turnier des BC München-Lehel am 12. August. Beide Parteien sind in Gefahr. Ein starker Zweifärber nach einer Sperreröffnung muss hier gezeigt werden.

Sperreröffnung auf hoher Stufe

Nord eröffnet mit 3. Jetzt kommt Ost

Verteilung Ost - Ein starker Zweifärber nach Sperreröffnung

Was wäre Ihr Gebot?

  • 3
  • 3♠
  • 4

Ein starker Zweifärber nach Sperreröffnung

Ost hat zwar nur 13F aber auch nur 3 bis 3,5 Verlierer. Deshalb sollte man ein Gebot wählen, dass diese Stärke widerspiegelt:

  • 3: Dieses Gebot kommt meines Erachtens nicht in Frage. Es verschweigt das schöne 6-er Pik und außerdem ist es nicht forcierend. Die Hand ist viel zu stark dafür.
  • 3♠: Hier zeigt man das schöne 6-er Pik, verschweigt aber das 6-er Karo. Und auch dieses Gebot ist passbar.
  • 4: Dieses Gebot kann man abgeben, wenn Leaping Michaels mit dem Partner verabredet ist. Mit dieser Konvention zeigt man nach Sperreröffnungen auf der 3-er Stufe einen starken Zweifärber mit max. 4,5 Verlierern. Bei der vorliegenden Hand zeigt das Gebot einen Zweifärber mit Karo und einer beliebigen Oberfarbe.

Die Reizung mit Leaping Michaels

Die weitere Reizung von Ost-West hängt jetzt auch davon ab, ob der Partner des Eröffners auf Süd die Sperre verlängert oder nicht. Meines Erachtens muss Süd die Sperre verlängern, aber im Turnier wurde das offensichtlich nicht gemacht.

West kennt zwar schon den Fit in Karo, aber es besteht ja auch ein sicherer Fit in einer der beiden Oberfarben. Im Paarturnier ist immer der Fit in der Oberfarbe vorzuziehen. Deshalb fragt West mit 4 nach der Oberfarbe. Hat Ost einen Fit in Coeur kann er passen, sonst nennt er die Pik Farbe.

Dann verläuft die Reizung unter Einsatz der Konvention Leaping Michaels wie folgt:

Verteilung Nord

3♣: Sperre

Pass

Pass

Verteilung Ost - Ein starker Zweifärber

4: Zweifärber K + OF

4♠: Oberfarbe ist Pik

5♠: 2 keycards + Trumpfdame

Verteilung Süd

Pass

Pass

Pass

Verteilung West

4: Suche nach Oberfarbe

4SA: Ass-Frage

Pass: 2 Keycards fehlen

Den sicheren Schlemm werden nur sehr risikobereite Spieler finden. West deckt zwar 2 Verlierer von Ost ab (1 in Pik, 1 in Karo), aber es fehlen 2 keycards. Er weiß nichts von der Chicane in Coeur auf Ost.

Die Chicane in Coeur als keycard einstufen

Der Schlemm ist nur zu erreichen, wenn Ost es schafft, die Chicane in Coeur mitzuteilen. Ich habe dazu leider nichts in der mir bekannten Bridgeliteratur gefunden. Eine Möglichkeit wäre, eine Chicane bei der Ass-Frage als keycard zu verkaufen.

Dann könnte die Reizung folgendermaßen verlaufen:

Verteilung Nord

3♣: Sperre

Pass

Pass

Pass

Verteilung Ost - Ein starker Zweifärber

4: Zweifärber K + OF

4♠: Oberfarbe ist Pik

5: 0 oder 3 keycards

5SA: Trumpfdame, kein K

Verteilung Süd

Pass

Pass

Pass

Pass

Verteilung West

4: Suche nach Oberfarbe

4SA: Ass-Frage

5: Frage nach Trumpfdame

6♠: Abschluss

Bei dieser Reizung besteht jedoch auch ein gewisses Risiko. Hat West das A muss er davon ausgehen, dass Ost das ♣A hat, und wird den unerfüllbaren Großschlemm ansteuern.

Haben Sie eine bessere Idee, wie man den Schlemm erreichen kann: Vorschläge bitte an info@turnierbridge.de.

Sollte Süd in der ersten Bietrunde die Sperre auf 5♣ erhöhen, ist der Schlemm wieder nur mit viel Optimismus zu erreichen. West müsste dann bereits mit 5 nach der Oberfarbe suchen und auf 5♠ von Ost vermutlich passen.

Das Law of total tricks (LOTT)

Bei diesem Board schlägt wieder das Gesetz der Gesamtstiche zu. Das Law of total tricks besagt, dass die Zahl der möglichen Stiche auf beiden Seiten der Gesamtzahl der beiden längsten Farben entspricht.

Nord-Süd haben hier zusammen 11 Karten in Treff und Ost-West 10 Karten in Karo. Damit können beide Parteien auch insgesamt 21 Stiche erzielen, 12 auf Ost-West und 9 auf Nord-Süd. Da beide Parteien in Gefahr sind, würde es sich für Nord-Süd noch lohnen mit 7♣ gegen 6♠ zu verteidigen. 4 Faller im Kontra ergeben 1100 Punkte, während für den Schlemm in Pik 1430 Punkte für Ost-West gutgeschrieben werden.

Voraussetzung für diese Verteidigung ist natürlich, dass der Gegner den Schlemm überhaupt erreicht, was bei diesem Board aus meiner Sicht nicht sehr wahrscheinlich ist. Zumindest bei dem Turnier des BC München-Lehel war kein Paar im Schlemm.

Mit 6♣ gegen 5♠ zu verteidigen, lohnt sich nicht. Zum einen besteht die Gefahr, dass Ost-West auf diese Weise in den Schlemm getrieben werden. Zum anderen würde 6♣ im Kontra bei 3 Fallern mit 800 Punkten bestraft, während für 5♠+1 nur 680 Punkte erreicht werden.

Eine Reihe weiterer Beiträge behandelt das Law of total tricks: B109, B32, B41, B47, B86

Im Bridge solver wird immer die Zahl der machbaren Stiche in jeder Farbe angezeigt, sowie der mit offenen Karten optimale Kontrakt. Auch die mögliche Anzahl von Stichen in allen nicht angezeigten Kontrakten können Sie sich anzeigen lassen. Klicken Sie einfach auf den entsprechenden Kontrakt.

Kommentare zu diesem Beitrag bitte mit dem Kontakt-Formular oder direkt an info@turnierbridge.de.