Beim BBO Teatime-Turnier am 27. September hatten wir das Vergnügen, drei Boards mit einem Meisterpaar spielen zu dürfen (oder zu müssen): Anne Gladiator und Michael Gromöller. Bei den Deutschen Meisterschaften haben beide in diesem Jahr hervorragend abgeschnitten:
- Deutsche Mixed Paarmeisterschaft: 4. Platz
- Deutsche Mixed Teammeisterschaft: 2. Platz
- Deutsche Damen Paarmeisterschaft: 1. Platz (mit Andrea Reim)
WIr saßen bei den 3 Boards auf Nord/Süd.
Board 1: Die meisterliche Reizung
Bei Board 7 konnten wir verfolgen, wie ausgefeilt das Bietsystem dieses Paares ist. Jedes Gebot wurde vorbildlich alertiert, deshalb kann ich alle Erklärungen wiedergeben.
2♣: starke Eröffnung
2♠: semiforcing in Pik
3♥: Frage nach Stärke
4♥: Frage nach Königen
4SA: Frage nach Damen
5♦: weitere Damen?
5SA: noch was extra?
6SA: Abschluss
2♦: keine 5-er Oberfarbe
3♦: Double Pik, 4+ Karo
4♦: Schlemminteresse, 2 Keycards
4♠: kein König
5♣: Treff Dame
5♠: keine weitere Dame
6♠: kein Bube
Wie man bei Ansicht beider Hände erkennen kann, hat man 12 Stiche von oben. Interessant war für mich, wie dieses Paar schon auf niedriger Stufe viele Informationen vom Partner bekommt. Man kann diesen Schlemm zwar auch mit einfacheren Mitteln erreichen. Wenn ich aber auch eine B-Note für den künstlerischen Wert verteilen könnte, hätte ich die 6,0 gezogen (wie früher beim Eiskunstlauf).
Das Board wurde an 31 Tischen gespielt, davon erreichten 16 Paare den Schlemm in Pik oder SA. Für 6SA von Ost oder West erfüllt bekam man auf Nord/Süd noch 23%.
Board 2 – die optimale Verteidigung
Auch beim nächsten Board schrieben wir wieder einen schlechten Score, weil unsere Gegner die optimale Verteidigung fanden. Beide Parteien sind in Nichtgefahr. Hier verlief die Reizung wie folgt:
Pass
????
1♠
Pass
2♠
Was hätten Sie anstelle von West gemacht? Ich bin mir sicher, dass 95% aller durchschnittlichen Spieler mit der Hand von West immer passen. An den 30 anderen Tischen wurde jedenfalls auf 2♠ immer gepasst. 7 Punkte sind sehr mager für ein Gebot. Michael Gromöller schien das Single in der Gegnerfarbe jedoch so attraktiv zu sein, dass er sich für ein Kontra entschied. Daraufhin kam von Anne Gladiator auf Ost 3♦, was auch der Endkontrakt wurde. Ich habe auf Süd zwar über ein 3♠ nachgedacht, es dann aber sein lassen. Diese Entscheidung erwies sich als richtig. 3♠ ist bei gutem Gegenspiel, wovon wir ausgehen mussten, nicht mehr zu erfüllen. 3♦ fällt zwar auch einmal, dafür gab es wieder nur 23%.
Board 3 – der Glücksfall
Hier kam uns zu Hilfe, dass die beiden für die ersten zwei Boards viel Zeit verbraucht hatten. Der Turnierleiter setzte den Score auf 50/50%. Das war tatsächlich sehr günstig für uns. Auch bei diesem Board hätten Ost/West ein Vollspiel in Coeur gehabt, was im Turnier nur ein einziges Paar reizte und auch erfüllte. Dann hätten wir gerade einmal 3,5% geschrieben.
Drei Boards mit einem Meisterpaar – Fazit
Bridge bleibt bis zu einem gewissen Grad ein Glücksspiel. Bei einer Runde gegen ein Spitzenpaar kann man nur hoffen, dass sich um sehr durchschnittliche Boards mit Saalspielen handelt. Ist das nicht der Fall, wird man eine sehr schlechte Anschrift haben, auch ohne Spiel- oder Reizfehler. Als einziger Trost bleibt: das Paar muss den Tisch nach 3 Boards auch wieder verlassen.