Board 29 beim Clubturnier des BC München-Lehel am 25. Oktober. Das Board wurde an 9 Tischen gespielt. Beide Parteien sind in Gefahr. Die Aufgabe ist hier: einen mutigen Schlemm reizen und erfüllen.
Der Start
Nord ist Teiler und passt. Ost eröffnet mit 1♥, worauf Süd 1♠ bietet. Jetzt kommt West mit folgendem Blatt:

Mit 17F und Fit in Coeur will West zumindest das Vollspiel, vielleicht auch mehr. Wie würden Sie die starke Hand zeigen?
- Kontra
- 2♠
- 3♦
- 4♥
- 4SA
Die Bedeutung der Gebote
Nach dem Lehrbuch Forum D Plus 2015, die Wettbewerbsreizung (S. 20), haben die oben genannten Gebote bei einem Oberfarbfit folgende Bedeutungen:
- Kontra: ab 15FV bei anschließendem Sprung auf die 3-er Fitstufe
- 2♠: ab 11FV, mindestens 4 Trümpfe oder 3 mit einer Topfigur
- 3♦: mit gepasster Hand wäre es ein Fitsprung ab 11FV, mit ungepasster Hand ist eine Sperre ohne Fit, 7-er Länge mit 5-8F
- 4♥: 13-14FV (höchstens 9F) mindestens 4 Trümpfe oder Sperrgebot mit 5 Trümpfen
- 4SA: Ass-Frage für Coeur, risikoreich da keine Kontrolle in Treff
Bei der vorliegenden Hand kommen für mich der Überruf mit 2♠ oder Kontra in Frage. Nach einem Kontra könnte die Reizung wie folgt verlaufen:

–
X: nach 1♠ von Süd
3♥: forcierend, ab 15FV
4SA: Ass-Frage
6♥: Endkontrakt

1♥: 5-er Coeur, ab 13FL
2♣: 2. Farbe, mind. 4-er Länge
4♣: Kontrolle in ♣, keine Kontrolle in ♠
5♥: 2 keycards von 5 ohne Trumpfdame
Einen mutigen Schlemm reizen und erfüllen
Süd greift mit ♠A an. Jetzt kommt der Dummy auf den Tisch und man stellt fest, dass die Schlemmreizung mit 29 gemeinsamen Punkten sehr mutig war.
Bei jedem anderen Angriff hätte man die 12 Stiche sicher. Man würde sofort auf ♦A und ♦K die beiden Pik-Karten von Ost abwerfen. Dann könnte man den Schnitt auf den ♣K versuchen. Schwieriger wird es bei dem Angriff mit ♠A.
Man hat bereits einen Stich verloren, kann sich also keinen weiteren Verlierer leisten. Eine Möglichkeit ist, auf den Schnitt in Treff zu vertrauen. Der hat im Prinzip eine Erfolgschance von 50%. Da aber hier von Süd die Zwischenreizung mit 1♠ kam, muss man damit rechnen, dass dort die fehlenden Punkte sind und der ♣K nicht im Schnitt liegt.
Bevor man also den Schnitt versucht, sollte man überlegen, ob es eine Möglichkeit gibt auf den Schnitt zu verzichten. Nach dem Angriff mit ♠A bekommt man schon 3 sichere Abwürfe auf Ost. Einen auf den ♠K und zwei auf ♦A und ♦K. Damit bleiben aber ♣A und ♣D auf Ost und der Schnitt wäre immer noch erforderlich. Die einzige Chance nicht auf den Schnitt angewiesen zu sein besteht darin, einen weiteren Abwurf auf Karo zu bekommen. Das ist möglich, wenn die Karos beim Gegner 4-4 verteilt sind oder wenn die beiden Figuren nur zu dritt besetzt sind.
Der Spielplan
Um diesen Spielplan umzusetzen, darf man nicht zuerst die Trümpfe ziehen, da man anschließend nicht mehr genügend Übergänge nach West hat. Die Trümpfe müssen als Übergänge eingesetzt werden.


- 1. Stich: ♠A von Süd
- 2. Stich: ♥6 von Süd zum ♥A auf West
- 3. Stich: ♦2 von West, geschnappt mit ♥3 auf Ost
- 4. Stich: ♥4 von Ost zu ♥9 auf West
- 5. Stich: ♦8 von West, geschnappt mit ♥5 auf Ost
- 6. Stich: ♠D von Ost
- 7. Stich: ♥10 von Ost zu ♥D auf West, jetzt sind keine Trümpfe mehr beim Gegner
- 8. Stich: ♠K von West, Abwurf ♣3 auf Ost
- 9. Stich: ♦A von West, beide Gegner bedienen, Abwurf ♣7 auf Ost
- 10. Stich: ♦K von West, die beiden letzten Karos fallen beim Gegner, damit ist man nicht mehr auf den Schnitt in Treff angewiesen. Man kann sowohl ♣9 als auch ♣D abwerfen.
Vertraut man auf den Schnitt in Treff, kann man nur 11 Stiche erzielen.
Das Ergebnis
Der Schlemm wurde an 9 Tischen nur einmal erreicht und auch erfüllt. Alle anderen begnügten sich mit dem Vollspiel und machten 11 oder 12 Stiche. Oft wurde von Süd nicht mit ♠A angegriffen, sondern mit Coeur oder Karo. Dann sind die 12 Stiche problemlos zu erreichen.
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