B150 – Ein Board mit vielen Baustellen

Am 24. September 2022 ist der letzte Spieltag der Teamliga des Südbayrischen Bridgeverbands. Beim letzten Board am Vormittag muss man feststellen: es ist ein Board mit vielen Baustellen. In Nichtgefahr schreibt man entweder +420 oder -50. Das macht einen Unterschied von 10 IMPs.

Die Reizung

West ist Teiler und passt. Die gesamte Reizung verläuft ohne Intervention der Gegner.

Reizung - Ein Board mit vielen Baustellen

Nord eröffnet mit 1♠ und Süd zeigt mit 3 einen 4-er Anschluss in Pik und 12-13FV. Mit 14F geht Nord ins Vollspiel.

Als Angriff kommt 5 von Ost. Die Gegenspieler markieren hoch-niedrig und spielen 3./5. aus. Der Alleinspieler legt auf Süd ein kleines Karo und West gewinnt den Stich mit K. Anschließend spielt West ein kleines Karo zurück, Nord nimmt den B und Ost legt 6.

Verteilung Nord
Verteilung Süd

Ein Board mit vielen Baustellen

Nach Ansicht des Dummies muss Nord feststellen, dass der Sprung ins Vollspiel sehr mutig war. Aber es ist Teamkampf und da müssen auch knappe Vollspiele gereizt werden. Jetzt will man es auch erfüllen.

Leider haben die Gegner sich nicht an der Reizung beteiligt. Deshalb gibt es auch keine Informationen über die Verteilung der Karten und der Punkte. Immerhin hat man eine gute Nachricht bei Karo. Da Ost in der zweiten Runde ein höheres Karo zugibt als in der ersten Runde, muss Ost eine 3-er Länge haben. Damit sind die Karos beim Gegner 3-3 verteilt.

Nach der ersten Runde zählt man 3 sichere Verlierer. Jeweils einen in Coeur, Karo und Treff. Bei einem schlechten Stand in Pik und Coeur könnten noch 2 weitere dazukommen.

Die einfachste Vorgehensweise wäre jetzt zweimal Trumpf zu ziehen und zu hoffen, dass die Trümpfe beim Gegner 2-2 verteilt sind oder dass die Dame Single steht. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für eine 2-2 Verteilung nur 40,7%. Bevor man auf sein Glück vertraut, spielt man in Runde 3 Pik zum Ass auf Nord, gefolgt von einer dritten Runde Karo. In Runde 5 wird die Coeur Farbe getestet. Dabei lohnt es sich darauf zu achten, ob West mit der Zugabe einer Karte zögert:

  • Sollte West klein bleiben, muss man sich zwischen K und B entscheiden. Nimmt man dann den K, hat man schon gewonnen. Man bleibt am Stich, spielt den K, wechselt auf Karo und wirft den B in der 4. Karorunde ab. Jetzt verliert man nur 3 Stiche: jeweils einen in Pik, Karo und Treff.
  • Nimmt West das A und spielt Coeur zurück wird es schwerer. Das Rückspiel von West gewinnt man mit dem K und spielt jetzt die zweite Runde Trumpf. Es bedient nur noch Ost. Die Entscheidung, nicht sofort zwei Runden in Trumpf zu spielen, war also richtig. Man wird einen Trumpfstich verlieren und kann sich deshalb keinen Verlierer in Treff leisten, um den Kontrakt zu erfüllen.

Keinen Verlierer in Treff – wie kann das gehen?

Nach Stich 7 hat man folgende Verteilung der Karten:

Ein Board mit vielen Baustellen - Verteilung nach Stich 7

Um keinen Stich in Treff zu verlieren, darf man die Farbe nicht selbst anspielen. Man muss den Gegner im geeigneten Moment an den Stich bringen. Da Ost noch die D hat und damit den höchsten Trumpf, gibt es diese Möglichkeit. Vorher müssen aber alle anderen Farben geklärt werden, damit Ost nur noch die Möglichkeit hat in eine Doppel-Chicane zu spielen oder in Treff anzutreten.

Also verschnappt man in Runde 8 auf Nord das letzte Coeur von Süd und steigt anschließend in Pik an Ost aus. Ost hat nur noch Treff und spielt eine kleine Karte. Trotzdem muss der Alleinspieler jetzt die richtige Entscheidung treffen:

  • Hat Ost unter dem K ausgespielt, muss man auf Süd die D einsetzen.
  • Hat Ost unter dem B ausgespielt, lässt man es zur 10 auf Nord laufen.
  • Sind sowohl K als auch B auf West, hat man keine Chance.
  • Sind sowohl K als auch B auf Ost, kann man keinen Fehler machen.

Beim vorliegenden Board ist die richtige Entscheidung auf Süd klein zu bleiben, da der K bei West ist und der B bei Ost.

Spielt man gleich am Anfang zwei Runden Trumpf, ist der Kontrakt nicht mehr zu gewinnen. Man hat dann nicht genügend Übergänge zur Hand von Süd, um das letzte Coeur zu verschnappen und damit die Gewinnsituation herzustellen. Ebenso muss man bei der ersten Trumpfrunde das ♠A und nicht K den einsetzen, um später noch den notwendigen Übergang zu haben.

Leider gab es an diesem Spieltag der Teamliga technische Probleme. Deshalb konnte ich nicht herausfinden, wer diesen Kontrakt erfüllt hat.

Kommentare zu diesem Beitrag bitte mit dem Kontakt-Formular oder direkt an info@turnierbridge.de.

1 Gedanke zu „B150 – Ein Board mit vielen Baustellen“

Schreibe einen Kommentar