Die 6. Runde in der Teamliga des Bridgesportverbands Südbayern. Bei Board 8 kommt es auf die Verliererzählung von der richtigen Seite an. Beide Parteien sind in Nichtgefahr. Das Board wurde an 22 Tischen in der Regionalliga, der Landesliga 1 und der Landesliga 2 gespielt.
Die Reizung
West ist Teiler und hat 18F. Die meisten Spieler werden mit 1♣ eröffnet haben.
Einige Spieler auf Nord haben vermutlich 1♥ dazwischen gereizt.
Ost wird 1♠ bieten. Hat Nord 1♥ geboten, verspricht das jetzt bereits eine 5-er Länge.
Süd und Nord beteiligen sich ab jetzt nicht mehr an der Reizung. Die gesamte Reizung könnte dann folgendermaßen ablaufen:
West bestätigt den Fit und lädt mit 18FV zum Vollspiel ein. Ost wertet sein Blatt auf und macht einen Schlemmversuch mit einem 4♣-Kontrollgebot. Über die Ass-Frage erreicht man den Kleinschlemm in Pik.
Die Verliererzählung von der richtigen Seite
Gespielt wird der Kontrakt von Ost. Nach dem Ausspiel von ♥B von Süd kommt der West-Dummy auf den Tisch:
Normalerweise werden die Verlierer auf der längeren Trumpfseite gezählt. Das führt bei Ost zu folgendem Ergebnis:
- Pik: 0 Verlierer bei normalem Trumpfstand
- Coeur: 4 Verlierer, davon ist einer durch ♥K abgedeckt und einer kann auf ♦K abgeworfen werden. Damit bleiben noch 2 Verlierer.
- Karo: 0 Verlierer
- Treff: 1 Verlierer
Das Problem bei der Verliererzählung von Ost ist also die Coeur-Farbe. Will man die 2 übrigbleibenden Verlierer auf West verschnappen, muss man dafür einmal einen hohen Trumpf einsetzen. Damit handelt man sich jedoch einen Verlierer in Trumpf ein.
Die Alternative besteht in der Entwicklung der Treff-Farbe, um die Coeur-Verlierer dort loszuwerden. Dann stellt sich jedoch die Frage, ob es nicht besser ist, die Verlierer auf der kurzen Trumpfseite von West zu zählen:
- Pik: 0, wie vorher
- Coeur: 0 Verlierer
- Karo: 2 Verlierer, davon kann 1 auf ♥A abgeworfen werden und 1 auf Ost geschnappt werden
- Treff: 5 Verlierer, davon ist 1 durch ♣K abgedeckt. Außerdem hat man zusammen 7 Karten in Treff und bei einem 3-3 Stand beim Gegner würde es reichen, einmal zu schnappen, um die Farbe hochzuspielen.
Der Spielplan
Wie oben gezeigt, ist die Entwicklung der Coeur-Farbe auf Ost ohne Aussicht auf Erfolg, während die Entwicklung der Treff-Farbe auf West bei einem günstigen Stand der Karten möglich sein kann.
Die erfolgreiche Vorgehensweise besteht also in einem Dummy reversal, d.h. man entwickelt den Spielplan von der kürzeren Trumpfseite. Das bedeutet, dass man sofort nach dem Ausspiel von ♥B durch Süd auf Treff wechselt. Die Trümpfe werden als Übergänge zum Hochspielen der Farbe verwendet. Zur Belohnung ist die Verteilung der Treff-Karten beim Gegner wirklich 3-3 und der Schlemm kann erfüllt werden.
Die Ergebnisse
- Erreicht wurde der Schlemm in Pik an den 22 Tischen nur zweimal und davon einmal erfüllt. In der Regionalliga wurde er nie gereizt, dafür jeweils einmal in der Landesliga 1 und Landesliga 2.
- 11-mal wurde das Vollspiel in Pik gereizt, aber nur 3-mal 12 Stiche erzielt.
- Erstaunlich oft wurde nicht Pik gespielt, sondern SA. Dort sind aber bei gutem Gegenspiel nur 10 Stiche machbar.
Auch der Beitrag B69 beschäftigt sich mit dem Thema Dummy reversal, ebenso wie die Hand des Monats 2021-01 beim BC Nürnberg-Museum.
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