Board 15 in Runde 5 bei der Teamliga des Bridgesportverbands Südbayern. Gespielt wurde das Board an 22 Tischen in der Regionalliga, der Landesliga 1 und der Landesliga 2. Nord/Süd sind bei diesem Board in Gefahr. Für Ost/West stellt sich im Laufe der Reizung die Frage: Vollspiel in Unterfarbe oder SA-Kontrakt?
Die Reizung
Süd ist Teiler mit 11F und einem sehr schlechten 5-er Pik. Damit sollte man eigentlich passen, besonders auch in der ungünstigen Gefahrenlage. Unter dieser Voraussetzung kann West mit 1♦ eröffnen. Dann bietet sich für Ost die Konvention Inverted Minors an und die Reizung könnte wie folgt verlaufen:
- 1♦: ab 12F, 3-er Karo
- 2SA: Minimum Hand, gleichmäßige Verteilung
- 3♥: Werte in Coeur, kein Stopper in Pik
- 5♦: Endkontrakt
- 2♦: Inverted minors
- 3♣: forcierend, Werte in Treff
- 4♦: SA-Kontrakt mit Single ♠A zu gefährlich
- Pass
Bei diesem Board muss Ost nach dem 2SA-Gebot von West entscheiden, ob mit Single ♠A direkt der 3SA-Kontrakt angesagt werden soll. Ohne Zwischenreizung der Gegner ist die Versuchung groß. Haben die Gegner sich in die Reizung eingemischt, sollte man gewarnt sein und lieber das Unterfarbvollspiel wählen.
Da der Karo-Kontrakt mal von Ost und mal von West gespielt wurde, kann man davon ausgehen, dass verschiedene Male die Gegner gestört haben.
Der Spielplan
Haben die Gegner sich nicht in die Reizung eingemischt, wird 5♦ von West gespielt und das Ausspiel kommt von Nord. Mit welcher Farbe angegriffen wird (außer Coeur) spielt für den weiteren Spielverlauf keine Rolle.
Zuerst beglückwünscht sich Ost dafür, nicht im 3SA-Kontrakt gelandet zu sein. Beim offensichtlichen Pik Angriff ist der nicht zu erfüllen. Mit 24 gemeinsamen Punkten wird es jedoch auch keine leichte Aufgabe sein, 11 Stiche in Karo zu machen. Die Verliererzählung von Ost ergibt folgendes Bild:
- Pik: 0 Verlierer
- Coeur: 1-2 Verlierer
- Karo: 1-2 Verlierer, gemäß Suitplay ist die Chance nur 1 Verlierer zu haben 76%
- Treff: 0 Verlierer bei einem 3-2 Stand beim Gegner
Das Problem bei diesem Board ist also vor allem die Coeur Farbe, deshalb zögert man das Spielen dieser Farbe möglichst lange hinaus. Nach dem ersten Ausspiel klärt man zuerst die Trumpffarbe, in der man nur 1 Stich verliert, da die Karos beim Gegner 2-2 verteilt sind. Danach zieht man 4 Stiche in Treff ab und schnappt das letzte Pik auf West, um dem Gegner das leichte Rückspiel zu nehmen, wenn er in Coeur an den Stich kommt.
Damit ergibt sich nach Stich 9 folgendes Bild:
Auf West setzt man ♥10 ein und hofft, dass ♥K auf Nord ist und ♥B auf Süd. Leider gewinnt ♥B auf Nord den Stich und spielt ♥7 zurück. Jetzt muss man entscheiden, wo ♥K und ♥9 sind. Wenn beide Karten auf Süd sind, kann man nicht gewinnen. Da Nord bereits den ♥B hatte, setzt man darauf, dass ♥K auf Süd ist und die ♥9 auf Nord. Dann legt man ♥8 und Süd muss tatsächlich ♥K einsetzen. Damit ist der Kontrakt gewonnen. Alles in allem bleibt die richtige Behandlung der Coeur Farbe ein Glücksspiel und deshalb wurde der Kontrakt auch nicht oft erfüllt.
Das bessere Vollspiel in Unterfarbe
Es gibt jedoch einen Kontrakt, der wesentlich leichter zu erfüllen ist. Beim Vollspiel in Treff kann man auf das fünfte Karo von West ein Coeur von Ost abwerfen kann und hat damit nur 1 Verlierer in dieser Farbe. Wieder einmal bewahrheitet sich, dass bei der Wahl zwischen einem 5-4 Fit und einem 4-4 Fit letzterer vorzuziehen ist. Allerdings wurde der Treff Kontrakt an keinem der 22 Tische gespielt.
Um in diesen Kontrakt zu kommen, darf Ost kein Inverted minors reizen, sondern bietet auf 1♦ erst einmal 2♣. Den Karo Fit kann Ost auch noch später bestätigen. Dann wäre folgende Bietfolge möglich:
- 1♦: ab 12F, 3-er Karo
- 2♥: künstlich, Partner muss 2♠ bieten
- 3♣: Fit in Treff, Minimumhand
- 2♣: 4-er Treff, ab 11FL
- 2♠: Pflichtgebot
- 5♣: Doppelfit in Treff und Karo
Damit West sowohl seine Minimumhand als auch den Fit in Treff mitteilen kann, kommt die Konvention Künstlich 2C nach 1K – 2T zur Anwendung. Die direkte Fitbestätigung mit 3♣ kann West nur mit einer Hand ab 14FL machen. Nach dem verzögerten Fit in Treff ist die Minimumhand von West bekannt und Ost muss eine Entscheidung über den Kontrakt treffen. Der Doppelfit in den beiden Unterfarben ist positiv zu bewerten, deshalb sollte man im Teamkampf das Vollspiel riskieren. Das Abspiel ist hier einfach, von West aus betrachtet verschnappt man den Verlierer in Pik auf Ost und ein Coeur wirft man auf das fünfte Karo ab.
Nachspielen können Sie alle Kontrakte im Bridgesolver. Wählen Sie dazu unten einen der möglichen Kontrakte und drücken Sie anschließend auf Play.
Vollspiel in Unterfarbe oder SA-Kontrakt? – Die Ergebnisse
Während das Vollspiel in beiden Unterfarben erfüllt werden kann, sind beim 3SA-Kontrakt bei korrektem Gegenspiel sind nur 8 Stiche möglich.
Die häufigsten Kontrakte waren:
- 3SA: 8-mal, davon 5-mal trotz Pik-Angriff erfüllt.
- 5♦: 7-mal, davon 2-mal erfüllt.
- 3♠ oder 4P: 3-mal mit 1 oder 2 Fallern. Diese Paare hatten das Glück nicht mit einem Kontra bestraft zu werden. Schon 3♠ muss bei gutem Gegenspiel 2-mal fallen, was kontriert und in Gefahr einen Score von -500 ergibt. Diese Verteidigung lohnt sich also nicht.
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