B161 – mäßige Reizung aber gutes Gegenspiel

Board 5 des Teamkampfs Planegg – Augsburg in der finalen 7. Runde der Regional-Liga des Bridgesportverbands Südbayern am 18.3.23. Nord-Süd sind in Gefahr. Eine mäßige Reizung aber gutes Gegenspiel führen hier zu einem positiven Score.

Die Reizung

Im allerersten Board des Kampfs bin ich auf Nord Teiler mit:

Verteilung Nord

Mir ist klar, dass die meisten Spieler meine 5-5 Hand in den roten Farben wahrscheinlich mit einer Zweifärber Eröffnung ins Rennen schicken werden. Mangels einer passenden Konvention überlege ich kurz in erster Hand mit 1 zu eröffnen, passe aber dann doch. Meine Partnerin ist noch ungepasst und die Hoffnung lebt, die Verteilung in der nächsten Runde zeigen zu können. Es ging aber Pass, Pass, 1SA (15-17) weiter und auch da konnte ich in Gefahr gegen Nicht-Gefahr schlecht intervenieren ohne entsprechende Konvention. Nach Transfer auf Pik und Transfer ausgeführt, lasse ich mit einem mulmigen Gefühl auch die letzte Chance verstreichen mich zu melden und passe auch.

mäßige Reizung aber gutes Gegenspiel

Mein mulmiges Gefühl den Gegner 2♠ spielen zu lassen war durchaus berechtigt, da Nord-Süd 3 erfüllen können. Auf die Statistik des Boards komme ich am Ende zurück.

Das Gegenspiel

Ich beginne mit dem K, um bei Bedarf die Kürze in Treff zeigen zu können und folgender Dummy kommt auf den Tisch:

Verteilung Ost - Dummy

Sieben Punkte mit der Marriage in Pik. So verbleiben für die Partnerin 6-8 Punkte. Partnerin markiert Positiv mit der 2. Das zeigt mindestens den B (auf meine vermeintliche König Dame-Sequenz) oder ist ein Single. Um das abzuklären, spiele ich danach das A, das Kürze in einer Nebenfarbe zeigt, da ich sonst mit dem A begonnen hätte. Partnerin gibt den B zu. Das ist nun entweder das letzte Karo oder sie hat noch die D. Der letztere Fall wäre ungünstig für mich, da dann der Alleinspieler statt Partnerin Karo schnappen kann. Obwohl ich relativ sicher bin, dass sie nur B und 2 hatte, darf ich bei Teamwertung jetzt nicht den Fehler machen und Karo zum Schnappen zurückspielen.

Wir brauchen, um 2♠ zu schlagen, insgesamt sechs Stiche. Die einzige Möglichkeit, die ich realistisch sehe, noch vier weitere Stiche zu erzielen, ist das A bei der Partnerin. Den Karo-Schnapper benötige ich dann später noch als Übergang, wenn Partnerin wirklich das A hat. Also Treff Single zum tatsächlich vorhandenen Ass und nach Treff-Schnapper jetzt 7 zurück, die als kleinstes Karo anzeigt, dass ich noch einen Trumpf für einen zweiten Treff-Schnapper habe. Partnerin hat – wie erwartet nur B und 2 und mit den beiden abschließenden Schnappern ist 2♠ einmal down.

Risiko kann sich beim Teamkampf lohnen

Bei Paar-Abrechnung weiß ich nicht, ob ich nicht erst Karo zum dritten Stich gespielt hätte, um nicht alles auf das A bei Partnerin zu setzen. Wenn sie z.B. nur den K hat, wird der Alleinspieler mit A am Stich dreimal Trumpf ziehen und wir bleiben bei insgesamt nur drei Stichen, da es keine Schnapper mehr geben kann. Im Team-Turnier ist der Versuch, den Kontrakt zu schlagen für mich alternativlos, da mein Gefühl ja richtig war, dass viele in höheren Kontrakten als 2♠ enden werden.

Da unsere Komplementäre 3♠ erfüllt haben, gab es fünf IMPs für uns an diesem Board. Ich dachte noch: „Glück gehabt“ und habe erst bei der Analyse gesehen, dass die neun Stiche am anderen Tisch voll im Trend lagen.

In der Regionalliga wurde siebenmal von Ost-West Pik gespielt (außer an unserem Tisch alle von Ost) und einmal 3SA. In den Landesligen durfte Nord-Süd dreimal 3 spielen (zweimal erfüllt, einmal -1) und zweimal wurde auch hier SA gespielt – alle anderen waren auch in Pik von Ost-West (bis auf zwei Tische auch hier alle von Ost).

Die Ergebnisse beim Pik-Kontrakt

Die erstaunlichste Erkenntnis ist aber, dass kein anderes Nord-Süd Paar es geschafft hat die beim oben beschriebenen Ablauf sicheren sechs Stiche zu erzielen, bevor der Alleinspieler seine erste eigene Entscheidung treffen kann:

An den 22 Tischen der verschiedenen Ligen wurde

  • noch zwei weitere Male 2♠ gespielt mit 1-2 Überstichen
  • sechs Mal 3♠ gespielt, fünfmal erfüllt und einmal -1
  • sechs Mal 4♠ gespielt, einmal erfüllt und fünfmal -1

Im Durchschnitt über alle Pik-Kontrakte haben die anderen Ost-West Spieler also mehr als 9 Stiche erzielt.

Alle anderen Pik-Gegenspiel Paare haben also den gerade bei IMP-Abrechnung nicht unmöglich zu findenden Weg zu sechs Stichen nicht gefunden. Eine Erklärung dafür liegt wohl in der Reizung, wo an den meisten anderen Tischen vermutlich der rote Zweifärber von Nord gereizt wurde. Dies führte dazu, dass bis auf die zwei oben erwähnten anderen Fälle die Pik-Kontrakte immer von Ost gespielt wurden und in diesen Fällen dann von Süd immer Coeur angegriffen wurde – bis auf einen Fall mit B-Angriff. Zusammen mit den beiden übrigen 4♠-Kontrakten von West, gegen die A angegriffen wurde, bleiben von 15 Gegenspielen gegen Pik-Kontrakte nur drei, die nach dem Angriff noch die Chance auf sechs Stiche hatten, aber vermutlich nach A und K gleich Karo zum Schnappen weitergespielt haben.

Die komplette Verteilung war wie folgt:

Nachwort (von Axel Szauer)

Dieses Board zeigt sehr anschaulich, wie wichtig präzises Gegenspiel ist. Nicht umsonst hat der Verfasser dieses Beitrags zusammen mit seiner Partnerin Christa Gries die Butlerwertung in der diesjährigen Regionalliga mit großem Abstand gewonnen.

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