B165 – Stayman mit 7 Punkten nach 1SA-Eröffnung?

Board 7 beim Tea Time-Turnier des DBV auf BBO am 16. April 23. Beide Parteien sind in Gefahr. Hier stellt sich an 46 Tischen die Frage: reizt man den Stayman mit 7 Punkten nach der 1SA-Eröffnung des Partners?

Welches Gebot nach der 1SA-Eröffnung des Partners?

Süd ist Teiler und passt, ebenso West und Nord. Ost eröffnet mit 1SA (15-17FL) und jetzt kommen Sie auf West mit diesem Blatt:

Was wäre Ihr Gebot?

  • Pass
  • 2♣ (Nonforcing, ab 0FL)
  • 2♣ (Forcing, ab 8FL)

Pass: Hat man nur den normalen Stayman vereinbart (ab 8FL), dann sollte man mit dieser Hand auf West passen. 7 Punkte mit einem B, dessen Wert sehr zweifelhaft ist, reichen nicht für ein Gebot.

2 (Forcing, ab 8FL): An den 46 Tischen entschied sich eine erstaunlich hohe Zahl von Spielern für das 2♣-Gebot, ohne zu alertieren. Damit verspricht man eigentlich 8 Punkte. Sollte der Eröffner darauf 2 bieten (keine 4-er Oberfarbe), hat man ein Problem. Bietet man jetzt 2 zeigt man eine einladende Hand mit 5-er Coeur und 4-er Pik. Es bleibt nur noch 2SA als Gebot in der Hoffnung, dass der Eröffner keine Minimum Hand hat. Mit Maximum wird er 3SA bieten und nicht sehr glücklich über den Dummy sein.

2 (Nonforcing, ab 0FL): Ohne großes Risiko lässt sich die Hand reizen, wenn in der Partnerschaft Non forcing stayman vereinbart ist. Im Lehrbuch zu Forum D Plus 2015 ist diese Möglichkeit ab Seite 410 als optionale Konvention beschrieben. Dann kann man das 2♣-Gebot auch mit weniger als 8 Punkten abgeben. Voraussetzung dafür ist, dass beide Oberfarben mindestens zu viert sind. Sollte der Eröffner auf das 2♣-Gebot mit 2 (keine 4-er Oberfarbe) antworten, kann West jetzt 2 bieten und zeigt damit eine schwache Hand (unter 8FL) mit beiden Oberfarben mindestens zu viert. Die verschiedenen Möglichkeiten der Weiterreizung beim Nonforcing Stayman können Sie hier nachlesen.

Nonforcing Stayman mit 7 Punkten nach 1SA-Eröffnung

Beim vorliegenden Board ergibt sich dann folgende Reizung:

Verteilung Ost - 1SA-Eröffnung

Verteilung West - Non forcing stayman

  • 1SA: 15-17FL
  • 2: 4-er Coeur, 4-er Pik noch möglich
  • 2♣: Nonforcing stayman (ab 0FL)
  • Pass: zu schwach für eine Einladung

Im Teamturnier könnte West in der Gefahrenlage über eine Einladung zum Vollspiel nachdenken, im Paarturnier ist es für mich weniger sinnvoll.

Das Ergebnis

Bei Ansicht aller 4 Hände zeigt sich, dass auf Grund des glücklichen Stands der Karten das Vollspiel in Pik und in Coeur erfüllt werden kann. Man verliert nur 2 Stiche in Treff und 1 Stich in Pik. Dazu muss jedoch die D im Schnitt sitzen und auch die Verteilung der Piks beim Gegner muss günstig sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Voraussetzungen zutreffen, ist deutlich unter 50%.

Eine schlechte Entscheidung war das Passen von West auf die 1SA-Eröffnung. Bei optimalem Gegenspiel kann man den Kontrakt gerade erfüllen.

Einige Spieler auf Nord waren der Ansicht mit 3♣ sperren zu sollen. Das erwies sich jedoch in der ungünstigen Gefahrenlage als Fehlschlag, da hier 2 Faller zu verzeichnen waren.

Die erzielten Ergebnisse aus Sicht von Ost/West:

  • 4 = oder 4♠ = von Ost: 95%
  • 3♣ -2 von Nord: 84%
  • 2 +2 von Ost: 59%
  • 1SA = von Ost: 9%

Auch wenn der Nonforcing Stayman hier nicht zum optimalen Ergebnis geführt hat, ist er für mich eine sehr sinnvolle Konvention.

Ein weiteres Beispiel zu diesem Thema gibt es im Blogbeitrag B93.

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