B229 – Starker Zweifärber nach weak two-Eröffnung

Am 9. November 2024 veranstaltete der Bridge-Sportverband Südbayern die Bayrische Paarmeisterschaft. Bei Board 9 im zweiten Durchgang stellte sich für Süd folgendes Problem: wie reizt sich ein starker Zweifärber nach einer weak two-Eröffnung des Gegners? Gespielt wurde das Board an 21 Tischen.

Der starke Zweifärber

Ihr Partner auf Nord ist Teiler und passt. Ost bietet 2♠, einen weak two in Pik. Jetzt kommen Sie mit diesem Blatt:

Verteilung Süd - ein starker Zweifärber

Sie haben einen Zweifärber in Coeur und Karo, sind aber auch in Treff spielbereit. Was wäre Ihr Gebot?

Die Bedeutung der Gebote

Kontra: Dieses Gebot ist zwar berechtigt, da Sie kurz in der Gegnerfarbe sind und spielbereit in allen Restfarben. Es beschreibt die Hand aber nur unvollständig. Wenn der nächste Gegner mit 4♠ die Sperre sofort verlängert, kennt Ihr Partner weder die 5-er Länge in Karo noch in Coeur. Es wird schwer für ihn noch ein Gebot auf der 5-er Stufe abzugeben, wenn er nicht zufällig eine Länge in einer der Restfarben hat.

3, 3: beide Gebote verschweigen die Länge in der jeweils anderen Farbe. Außerdem geben die Gebote nicht die Stärke der Hand wieder und können vom Partner gepasst werden. Bei der vorliegenden Hand passierte das einige Male.

4* (Leaping Michaels): Nach einer weak two-Eröffnung des Gegners versprechen die Gebote 4 und 4 einen Zweifärber in der genannten Unterfarbe und der anderen Oberfarbe. Hier zeigt also 4 ein 5-er Karo und ein 5-er Coeur mit max. 4,5 Verlierern. Die vorliegende Hand erfüllt diese Voraussetzungen: 2 Verlierer in Coeur, 1,5 Verlierer in Karo und 1 Verlierer in Treff, wenn man nicht grenzenloser Pessimist ist.

4* (Ghestem): Diese Konvention wird in erster Linie mit Zweifärbern nach einer Farberöffnung des Gegners auf der 1-er Stufe gespielt. Sie ist aber auch nach weak two-Eröffnungen mit einem starken Zweifärber (max. 4,5 Verlierer) anwendbar. Es verschieben sich einfach alle Gebote um eine Stufe nach oben. Während nach einer Eröffnung des Gegners auf der 1-er Stufe 3♣ die beiden höchsten Restfarben verspricht, ist das analoge Gebot nach einer weak two-Eröffnung 4♣. Nach der 2♠-Eröffnung des Gegners zeigt 4♣ also ein 5-er Karo und ein 5-er Coeur mit max. 4,5 Verlierern

Bei der vorliegenden Verteilung wird es für den Partner sehr viel einfacher noch ein Gebot abzugeben, wenn Sie eine der beiden Zweifärberkonventionen einsetzen.

Die Reizung mit Ghestem

Die Reizung mit Leaping Michaels verläuft analog, lediglich das 4♣-Gebot wird durch das 4-Gebot ersetzt.

Verteilung West

  • 4♠: Verlängerung Sperre
Verteilung Nord

  • Pass
  • 5
Verteilung Ost - Weak two Eröffnung

  • 2♠*: weak two
  • Pass
Verteilung Süd - starker Zweifärber

  • 4♣*: Karo + Coeur
  • 6

Nord kann nach der Reizung der Gegner davon ausgehen, dass Süd sehr kurz in Pik sein muss und mit den Figuren in den Restfarben werden 2,5 Verlierer abgedeckt (1 in Coeur, 0,5 in Karo und 1 in Treff). Deshalb ist das 5-Gebot berechtigt. Süd wertet mit Chicane in Pik sein Blatt noch einmal auf und wagt den Schlemm.

Die Ergebnisse

Da die Karten beim Gegner sehr günstig liegen, sind im Karo-Kontrakt 13 Stiche machbar und im Coeur-Kontrakt 12 Stiche. Im Turnier erreichte an den 21 Tischen kein Paar den Schlemm in Coeur oder Karo. Erstaunlich viele Paare blieben im Teilspiel stecken. Deshalb konnte man schon mit dem Vollspiel in Coeur oder Karo einen sehr guten Score erzielen.

Es gibt im Blog eine Reihe weiterer Beispiele für die Reizung mit einem Zweifärber nach einer gegnerischen Sperreröffnung auf der 2-er oder 3-er Stufe: B101, B141, B173.

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