B231 – Im Gegenspiel die Hände aller Spieler auszählen

Board 25 bei der Vorrunde zum Challenger Cup am 21.2.25 im Bridgedomizil München. Ost/West sind in Gefahr. Es kommt ja nicht so häufig vor, aber hier konnte man nach der Reizung und dem ersten Ausspiel die Hände aller Spieler auszählen.

Die Reizung

Verteilung Ost

Meine Hand auf Ost.

Reizung

Nach einem 3-maligen Pass eröffnet meine Partnerin mit 1. Auf 1♠ vom Gegner auf Nord gebe ich mit 8 Punkten und beiden Unterfarben ein Negativkontra ab. Meine Partnerin bietet auf 2♠ noch 3. 3♠ vom Gegner auf Süd wird von mir kontriert, da wir 3 vermutlich erfüllen können und ein Kontra noch die einzige Möglichkeit ist einen guten Score zu schreiben.

Der Dummy

Gegen 3♠ im Kontra spiele ich 5 aus (3./5. in einer von der Partnerin gereizten Farbe) und sehe den Dummy.

Verteilung Dummy

Von Süd kommt ein kleines Coeur und meine Partnerin gewinnt den Stich mit K. Als Rückspiel kommt ein kleines Coeur.

Wo vermuten Sie jetzt fehlende Figuren wie D, A und K?

Die Hände aller Spieler auszählen

Die Reizung und der bisherige Spielverlauf erlaubt es, sowohl die Verteilung als auch die Figuren der beiden verdeckten Spieler auf West und Nord mit großer Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.

Verteilung West auszählen
Partnerin
Verteilung Nord auszählen
Alleinspielerin
Verteilung Ost
Ich
Verteilung Dummy
Dummy

West (die Karten meiner Partnerin): Sie hat eröffnet, sollte also 12 Figurenpunkte haben. In Coeur kann Sie nicht D haben, sonst hätte sie die im ersten Stich gelegt. Damit muss sie die fehlenden Punkte in den anderen Farben haben. Das bedeutet, sie hat sowohl das A als auch den K sowie eine Figur in Pik.

Nord (die Karten der Alleinspielerin): Die Alleinspielerin hat als gepasste Hand 1♠ dazwischen gereizt. Sie hat also höchstwahrscheinlich 2 Figuren in Pik, sowie sicher die D, da diese ja nicht bei meiner Partnerin sein kann. Ausserdem kann ich aus der Reizung und den Karten beim Dummy die Verteilung ableiten. Neben dem 5-er Pik muss die Alleinspielerin ein 3-er Coeur haben, da ich nur 2 Karten habe und beim Dummy 3 Karten sehe. Auch die Anzahl der Karten in Karo und Treff kann ich ableiten. Da meine Partnerin und ich 8 Karten in Karo haben und 3 beim Dummy liegen, bleiben noch 2 für die Alleinspielerin. Damit hat sie auch noch 3 Karten in Treff.

Die Schlussfolgerung: Liegen die Karten wie vermutet, können wir 5 Stiche machen und damit den Kontrakt 1-mal schlagen: 1 Stich in Coeur, 2 in Karo und 2 in Treff.

Der Spielverlauf

Die Alleinspielerin gewinnt den 2. Stich in Coeur und schneidet in Pik gegen die Figur meiner Partnerin. Anschließend geht sie mit A noch einmal zum Dummy und schneidet ein zweites Mal in Pik. Es fällt der K meiner Partnerin. Nach einer 3. Runde Coeur spielt sie ein kleines Karo vom Tisch. Ich gewinne den Stich mit D und spiele noch den K, der am Stich bleibt.

Was kann jetzt noch schief gehen? Wir haben bis jetzt 3 Stiche gemacht und können auf 2 weitere Stiche in Treff hoffen. Was sollte ich also jetzt spielen? Eine dritte Runde Karo oder Treff? Ich habe Karo gespielt, was sich als fatal herausstellte. Besser hätte ich vorher noch einmal über die Verteilung meiner Partnerin navhgedacht. Sie hatte ein 2-er Pik, ein 5-er Coeur und ein 4-er Karo. Es bleiben also nur 2 Karten in Treff. Der Gegner hatte bereits einmal Treff gespielt, sie hat also nur noch den blanken K. Wenn ich eine 3. Runde Karo spiele, wird diese von der Alleinspielerin geschnappt. Den folgenden Wechsel auf Treff gewinnt zwar meine Partnerin mit K, aber jetzt kann sie nur noch in eine Doppelchicane in Karo oder Coeur spielen. Damit verliert die Alleinspielerin keinen Stich mehr und erfüllt den Kontrakt.

Das Ergebnis

Diese Unachtsamkeit von mir ergab ein Ergebnis von 0% für dieses Board und kostete uns die Qualifikation für die Zwischenrunde im Challenger Cup. Den anderen Spielern gelang es zwar auch nicht den Kontrakt zu schlagen, aber sie hatten wenigstens nicht kontriert.

Ein weiteres Beispiel für die Möglichkeit die Hände der Gegner auszuzählen finden Sie im Blogbeitrag B213.

Zum Thema Gegenspielstrategien gibt es die Zusammenfassung eines Seminars von Paul Grünke und Marie Eggeling.

Kommentare zu diesem Beitrag bitte mit dem Kontakt-Formular oder direkt an info@turnierbridge.de.