B237 – Eine Hand für Spieler mit seherischen Fähigkeiten

Board 3 beim Paarturnier im BC München-Lehel am 6. Mai 2025. Gespielt wurde das Board an 8 Tischen. Ost/West sind in Gefahr. Ohne Beteiligung der Gegner entwickelt sich auf Nord/Süd eine schöne Reizung, die in den Kleinschlemm führt. Beim anschliessenden Spielplan stellt sich jedoch heraus, dass es sich um eine Hand für Spieler mit seherischen Fähigkeiten handelt.

Erster Akt: Die Reizung

Süd ist Teiler und eröffnet mit 1♠. West passt und jetzt sind Sie auf Nord an der Reihe.

Mit 18 Figurenpunkten und Fit in Pik werden Sie sicher großes Interesse an einem Schlemm äußern und Ihren Partner zur weiteren Blattbeschreibung auffordern.

Der genaue Verlauf der Reizung hängt natürlich von den Vereinbarungen in der Partnerschaft ab. Im Folgenden wird die Reizung nach Forum D Plus 2015 erläutert.

Der Weg in den Schlemm

In Forum D Plus 2015 ist zur Untersuchung eines Schlemms die Konvention Stenberg vorgesehen (siehe auch Lehrbuch zur ungestörten Reizung, ab Seite 63). Nach der Beantwortung der Ass-Frage erfolgt die Abfrage weiterer Figuren mit Spiral Scan. Dann würde die Reizung folgendermaßen verlaufen:

  • 2SA: 3-er Fit, ab 18FL
  • 3: Frage nach Kürze
  • 4♣: Ass-Frage
  • 4: Frage nach Trumpfdame
  • 6♠: Abschluss

  • 1♠: 5-er Pik, ab 13FL
  • 3: bis 15FV, Kürze in beliebiger Farbe
  • 3SA: Single in Karo
  • 4: 1 oder 4 keycards
  • 5♣: D + K, kein K (spiral scan)
  • Pass

Der Vorteil der Konvention Stenberg besteht darin, dass man auf niedriger Stufe sehr viele Informationen (Stärke und Kürzen) vom Partner abfragen kann. Die Antworten werden immer rollierend gegeben.

Der Eröffner auf Süd könnte auf 2SA auch mit 3♣ (Maximum) antworten, da er mit dem 9. Trumpf und dem Single in Karo auf 16FV kommt. In diesem Fall würden dann alle Gebote um eine Stufe niedriger sein. Allerdings kann man mit den unbesetzten Figuren in Treff das Blatt um 1 Punkt abwerten.

Zweiter Akt: Der Spielplan

West greift mit 9 an.

Dummy
Alleinspieler

Beim Betrachten des Dummies stellt der Alleinspieler fest, dass die Hände sich nicht gut ergänzen. In zwei Nebenfarben hat man die gleiche Länge und in Treff auch noch eine Verdopplung der Werte.

Nach dem Angriff mit Karo muss der Alleinspieler sofort entscheiden, ob West unter dem K angegriffen hat. Wenn der Schnitt in Karo erfolgreich ist, hat er 12 Stiche: 6 in Pik, 1 in Coeur, 2 in Karo, 3 in Treff. Ist der Schnitt jedoch nicht erfolgreich, kann er nicht mehr gewinnen, da er sicher noch einen Stich in Coeur verlieren wird. Meist wird ein Gegenspieler gegen einen Schlemm nicht unter dem König angreifen. Deshalb ist es ratsam, den ersten Stich mit dem A zu nehmen. Wo kann jetzt der 12. Stich herkommen?

Eine Möglichkeit wäre darauf zu hoffen, dass der K nur zu dritt ist. Dann könnte man zweimal schnappen und auf die hochgespielte D einen Verlierer in Coeur abwerfen. Diese Chance ist jedoch nicht sehr groß. Die zweite Möglichkeit wäre der Doppelschnitt in Coeur in der Hoffnung, dass König und Dame bei den Gegnern verteilt sind oder sich beide bei West befinden. Für diese Alternative fehlt leider die notwendige 10.

Schließt man diese beiden Möglichkeiten aus bleibt nur noch die Hoffnung, dass einer der beiden Gegner in Abwurfzwang gerät. Dazu spielt man nach dem Karo-Angriff 5 Runden Trumpf (1 Trumpf sollte man auf Süd als Übergang noch behalten), gefolgt von 3 Runden Treff und beobachtet die Abwürfe der Gegner. West bedient 3-mal in Pik und wirft dann 1 Coeur, 1 Karo und 3 Treffs ab. Ost bedient 1-mal in Pik und wirft dann 1 Coeur, 1 Karo und 4 Treffs ab. Bedauerlicherweise lassen sich daraus keine sicheren Schlüsse ziehen, da die Gegner noch mehrere Coeurs und Karos halten.

Der einzige Hinweis ist, dass Ost zunehmend bei der Zugabe von Karten zögert, also möglicherweise in Abwurfzwang gerät. Um die Drohkulisse aufrecht zu erhalten, muss Nord jeweils 2 Karten in Coeur und Karo behalten.

Die Situation im 9. Stich

Nach dem Ausspiel von A im 9. Stich muss Ost sich entscheiden, ob er ein Coeur abwirft oder ein Karo:

  • Wirft Ost die 10 ab, spielt Nord das A, gefolgt von B. Den Stich macht zwar Ost mit D, damit ist jedoch die 9 von Süd hochgespielt.
  • Wirft Ost den B ab, spielt Nord ein kleines Karo. Süd schnappt den K und gleichzeitig ist die D hochgespielt. Süd kann auf die D einen Coeur Verlierer abwerfen und verliert nur einen Stich in Coeur.

Das Ergebnis

An den 8 Tischen wurde 5-mal der Schlemm erreicht. Wenig überraschend hat kein Spieler mit verdeckten Karten den erfolgreichen Lösungsweg gefunden. Wir hatten glücklicherweise einen Sitztisch bei diesem Board.

Weitere Beispiele für die Anwendung der Konventionen Stenberg und Spiral Scan finden Sie in den Blogbeiträgen B38, B162 und B197.

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