B238 – Die Verteilung ist wichtiger als Punkte

Board 19 beim Paarturnier im BC München-Lehel am 13. Mai 25. Gespielt wurde das Board an 9 Tischen. Ost/West sind in Gefahr. Nicht immer hat das Paar mit der Punktemehrheit den besseren Kontrakt. Die Verteilung ist wichtiger als Punkte.

Der Teiler

Süd ist Teiler und hat nur 7 Punkte.

Würden Sie mit dieser Hand eröffnen?

Zweifärber Eröffnungen

Süd hat zwar nur 7 Punkte aber mit Pik und Treff zwei Farben zu fünft.

In Forum D Plus 2015 sind Eröffnungen mit schwachen Zweifärbern vorgesehen (siehe auch Lehrbuch zur ungestörten Reizung, ab Seite 426). Diese werden auf der 2-er Stufe eröffnet. Voraussetzung für die Eröffnung mit schwachen Zweifärbern ist, dass ein Weak two in einer der beiden Oberfarben nicht mehr mit 2 bzw. 2♠ gereizt wird, sondern über die Eröffnung 2 (Multi Karo). Dann kann man folgende Zweifärber eröffnen:

  • 2: 5-er Coeur und beliebige zweite 5-er Farbe (auch Pik)
  • 2♠: 5-er Pik und eine 5-er Unterfarbe
  • 2SA: beide Unterfarben zu fünft

Im Gegensatz zu den Eröffnungen 2 und 2♠ kann die Eröffnung 2SA in Forum D Plus 2015 auch einen sehr starken Zweifärber enthalten.

Bei Zweifärbern zählt man nicht die Punkte, sondern die Verlierer. Jede fehlende Figur in einer der beiden Farben ist 1 Verlierer, ein fehlender Bube zählt als 0,5 Verlierer. Werte in den Nebenfarben sind eher negativ für die Blattbeurteilung. In Gefahr sollte die Anzahl der Verlierer nicht mehr als 6 betragen, in Nichtgefahr sind 7 Verlierer erlaubt. Weitere Informationen zu den Zweifärber Eröffnungen sind in der entsprechenden Konvention beschrieben.

Beim vorliegenden Board kommt Süd auf exakt 7 Verlierer:

  • Pik: 3,5 Verlierer
  • Coeur: 1 Verlierer
  • Karo: 1 Verlierer
  • Treff: 1,5 Verlierer

Da Süd in Nichtgefahr ist, kann er sich die Eröffnung mit 2♠ erlauben.

Die starke Hand

Nach der Eröffnung von Süd kommt West mit dieser Hand:

West hat 20 Punkte und noch 3 Längenpunkte in Coeur. Ohne Eröffnung von Süd hätte West sicher die stärkste Eröffnung gewählt. Was aber jetzt?

  • X: auf das Gebot des Partners nennt man in der nächsten Runde die Ceur-Farbe und zeigt damit die sehr starke Hand
  • 3: auf dieses Gebot kann der Partner passen, deshalb ist es zu schwach
  • 4: darauf wird der Partner sicher passen und man könnte einen möglichen Schlemm versäumen

Für mich ist Kontra das beste Gebot.

Der Partner von Süd

Vorausgesetzt West hat direkt 4 geboten, dann muss Nord jetzt entscheiden, ob es sich lohnt zu verteidigen.

Mit Chicane in der Gegnerfarbe und 4-er Anschluss in Pik sollte Nord 4♠ bieten. Selbst wenn man den Kontrakt nicht erfüllen kann, ist er in Nichtgefahr gegen Gefahr eine billige Verteidigung.

Die gesamte Reizung

Gegen uns hat West noch 5 geboten.

Würden Sie auf Nord noch ein Gebot abgeben?

Das Ergebnis

An den 9 Tischen wurde meist 4 oder 5 von West ohne Kontra gespielt. Ein einziges Paar durfte 4♠ spielen.

Mit offenen Karten sehen Sie, dass Nord/Süd tatsächlich den Kleinschlemm in Pik erfüllen können, obwohl sie nur 16 Punkte haben. Dagegen macht West mit 24 Punkten nur 9 Stiche, fällt also in 5 zweimal. Das brachte für Nord/Süd im Turnier schon einen guten Score.

Bei dieser Hand handelt es sich um ein extremes Beispiel, aber generell gilt, dass die Verteilung oft wichtiger ist als die Punkte. Hier ergänzen sich auch noch die Hände von Nord und Süd optimal. Zudem verliert man in Pik nur 1 Stich, obwohl man eine einzige Figur hat.

Dieses Board bestätigt auch wieder einmal das Law of total tricks. Es besagt, dass die Gesamtzahl der Stiche beider Parteien mit der Zahl der beiden längsten Farben übereinstimmt. Nord/Süd haben 9 Karten in Pik, Ost/West haben 12 Karten in Coeur. Die Anzahl der Stiche auf beiden Seiten verhält sich genau umgekehrt. Nord/Süd können 12 Stiche realisieren und Ost/West 9 Stiche.

Weitere Beispiele zu Zweifärbereröffnungen finden Sie in den Blogbeiträgen B97, B115, B219, B224.

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