B37 – Jeder Übergang muss genutzt werden

Board 9 aus dem RealBridge-Turnier des BC München I vom 12.4.21. Ein mutiger Groß-Schlemm, den man nur schwer erfüllen kann.

Die Reizung

Nach folgender Reizung landen Nord-Süd in einem 7♠-Kontrakt:

Vor dem Ausspiel erkundigt sich West nach der Reizung. Süd gesteht, dass er das 6♣-Gebot auf seine RKCB-Frage nicht verstanden hat, es aber als starkes Gebot gesehen hat. Nord erklärt, dass es zwei Keycards und Treff-Chicane bedeutet.

West greift die 8 an (höhere vom Double). Das ist ein guter Angriff, der dem Alleinspieler nichts entwickelt. Der Alleinspieler auf Süd betrachtet folgenden Dummy auf Nord:

Vielleicht überlegen sie selbst einmal, wie sie die Hand abspielen würden, bevor sie weiterlesen.

Die Baustellen beim Spielplan:

Jeder erfahrene Bridgespieler weiß, wie wichtig der Spielplan ist. Hier gibt es aber so viel zu überlegen, dass man große Mühe hat, das in einem Turnier komplett durch zu analysieren.

Die drei größten Baustellen beim aktuellen Spielplan sind:

  1. Wie behandele ich die Trümpfe?
  2. Bleibt mir keine andere Wahl, als die 50% Chance von Ruffing finesse (auch als „Schnapp-Schnitt“ bezeichnet) in Treff zu riskieren, wo ich hoffe, dass das Ass bei West steht und ich somit mindestens einen Coeur-Abwurf realisieren kann?
  3. Reicht dieser potenzielle Coeur-Abwurf oder muss ich trotzdem zusätzlich noch den Coeur-Schnitt riskieren?

Bei uns hat der Alleinspieler sehr viel richtig analysiert. Das fängt schon damit an, dass er der Einzige war, der auf 8-Angriff nicht mit der 7 klein bleibt, sondern mit der 9 übernimmt und in der Hand klein bleibt – auch wenn er den Vorteil gleich wieder zu nichte macht. Es kommt bei dieser Hand auf jeden Übergang an und wenn man im ersten Stich die 7 ordert, kann man den Groß-Schlemm bei bestem Gegenspiel nicht mehr gewinnen, da dann ein Übergang fehlt. Danach spielt er K und klein Pik, worauf die D unter das A fällt. Jetzt hat er das Problem 2) von oben mit „Ja“ beantwortet und den Treff König laufen lassen und klein Coeur aus der Hand abgeworfen. Mit dem Treff Ass bei Ost, ist der Kontrakt schon einmal down. Danach hat er mit Treff Schnapper und Pik zurück den letzten Trumpf gezogen und bei Problem 3) erkannt, dass er doch noch zusätzlich den Coeur-Schnitt zur D benötigt. Damit kommt er mit einem Faller davon. 

Der Gewinnweg:

Die Erkenntnis, dass man trotz ruffing finesse in Treff zusätzlich noch den Coeur-Schnitt benötigt, kann einem zum richtigen Gewinnweg in 7♠ bringen, bei dem man nicht auf die Treffs angewiesen ist. Was man dazu braucht::

  • Einen 4-3 Stand der Coeurs mit dem K im Schnitt. Damit wird das 5.-te Coeur am Tisch hoch.
  • Einen 3-2 Trumpf-Stand, wo der Gegner mit den 3 Trümpfen auch das 4-er Coeur hat.
  • Der 8-Angriff darf entweder kein Single sein oder West darf nur zwei Trümpfe haben, damit Karo-Übergänge nicht geschnappt werden können.

Bei dem Spielplan, das letzte Coeur hochzuschnappen, muss ich in der Hand zwei Coeurs stechen und da ich zunächst zweimal Trumpf ziehen muss, kann der letzte Trumpf erst vom Dummy nach dem letzten Übergang zum Tisch gezogen werden. Dazu muss aber zunächst der K am Tisch verbleiben, um gegebenenfalls, die nach zweimaligem Trumpfziehen verbleibende D oder 9 zu ziehen. Nur wenn der Spieler, der nur zwei Trümpfe hat, D9 blank hätte, würde auch die 8 des Tisches reichen, um die dann noch ausstehende 7 in Schach zu halten.

Die beste Strategie scheint also zu sein, die D bei Ost zu suchen, in dem ich klein Pik zur 10 schneide und im Erfolgsfall das A zu schlagen. Wenn beide bedienen, ist es egal ob die D fällt, solange sich bei ihr auch das vierte Coeur befindet.

Im aktuellen Fall hält die 10 im zweiten Stich und auf das nachgespielte A fällt die Double D und die 9 bleibt bei West übrig. Dann Coeur-Schnitt zur D, klein Coeur zurück in der Hand geschnappt. Danach mit Treff-Schnapp zum Tisch und nochmal klein Coeur und in der Hand wieder mit dem letzten Trumpf geschnappt. Wenn beide bedient haben, ist es fast geschafft. Wenn die 8 kein Single war, hat West jetzt noch ein kleines Karo. Das reicht für den letzten benötigten Übergang zum Tisch. Dort holt man mit dem K zunächst den letzten Trumpf ab und auf das A fällt der K und der Tisch ist mit dem letzten Coeur zusammen mit den Karos der Hand hoch.

Die Resultate:

Was unser Alleinspieler beim Abspiel noch nicht wusste, dass er der Einzige im Groß-Schlemm ist. Alle anderen bleiben in 6♠ und fallen ausnahmslos selbst dort schon ein- bis dreimal(!). Das Abspiel unseres Gegners wurde noch mit 75% belohnt, da er trotz einem Faller als Einziger 12 Stiche erzielt hat und somit einen vierfach geteilten Top. Offensichtlich ist man in 6♠ viel sorgloser, da sie von keinem anderen Südspieler erfüllt wurden. Die meisten haben drei Runden Trumpf gespielt oder den Schnitt falsch geraten und danach ruffing finesse in Treff gespielt. Wenn man zu Beginn drei Runden Trumpf gespielt hat, nützt auch später der Coeur-Schnitt nichts mehr, da man dann nur ein Coeur stechen kann.

Wer das Board selbst spielen will, drückt zunächst die Taste “Next” bis das Ausspiel kommt. Danach übernimmt man mit “Play” die Kontrolle über das Spiel. Man kann jederzeit zwischen “Play” und “Next” wechseln. Durch Drücken von “GIB” erhält man die Anzahl der erzielbaren Stiche im Vergleich zum gereizten Kontrakt.

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