B46 – Vorstechen – und wenn ja wie hoch ?

Vorstechen – und wenn ja wie hoch? Diese Frage stellte sich beim DBV Nachteulen-Turnier am 21. Mai in Board 13.

Die Reizung

Mit den folgenden Nord-Süd Händen lande ich, wie der Großteil des Saals, nach einer Standardreizung in 4♠.

Der Spielbeginn

Angriff ist 5 von Ost.

Ich bleibe am Tisch klein und auf das A von West gebe ich den B. 2 kommt zurück und auf meine D legt Ost die 4. Das sieht verdächtig nach einem Double aus. West hatte vor seinem Passe auf das 2♣ Stayman-Gebot länger gegrübelt und wahrscheinlich mit einer 2-Intervention geliebäugelt. Wenn West also 6-er Coeur hat, ist mir die Wahrscheinlichkeit auf den blanken K bei Ost zu gering. Deshalb beschließe ich nicht das A zu schlagen und übernehme die D am Tisch mit dem K, um in Trumpf zu schneiden. Von West kommt 2 und mein B wird vom K gedeckt. Leider findet Ost jetzt das beste Rückspiel mit A, gefolgt von 5 und West schnappt mit der 8. Damit bin ich bereits einmal gefallen und wie zu erwarten, kommt jetzt 3 zurück.

Vorstechen – und wenn ja wie hoch ?

Jetzt kommt der entscheidende Moment. Ich bin zwar am Tisch mit der 10 hoch, habe aber eigentlich keinen Verlierer mehr. Mein drittes Treff kann ich sicher am Tisch stechen. Da ich 5, gefolgt von 4 als Double taxiert habe, muss ich jetzt einen Coeur-Schnapper von Ost verhindern.

Das Platzieren der restlichen Trümpfe

Aber wo stehen die restlichen beiden Trümpfe, 4 und 10? Normalerweise würde ich annehmen, dass West Karo mit seinem kleinsten Trumpf gestochen hat und somit nicht die 4 hat. Aber wir befinden uns in der letzten Runde an Tisch 1 eines Turniers mit 54 Tischen. Da gibt es keine Gegner die achtlos zugeben. Sie führen auch gerne mal den Alleinspieler durch false carding auf die falsche Fährte. Wenn jeder noch einen Trumpf hat, wäre es richtig mit dem A vor zuschnappen. Danach kann man mit der D die beiden verteilten Trümpfe einkassieren. Selbst wenn beide Trümpfe bei Ost stehen, könnte ich danach noch zur 9 schneiden, wenn ich diesen Trumpf-Stand erahnen würde.

Von West kenne ich bis jetzt neun Karten (6 Coeurs, 2 Pik und das Single Karo). Von Ost kenne ich sieben Karten sicher (2 Coeurs, 4 Karos und bis jetzt ein Pik), aber mit einiger Wahrscheinlichkeit auch die 4. West hätte vielleicht mit 10 8 4 hinter der 9 des Tisches doch mit der 4 gestochen. Dann hätte er noch einen sicheren Stich, falls ich mit dem A vorsteche. Rechtfertigt die Differenz von einem freien Platz mehr bei Ost jetzt auf beide Trümpfe bei Ost zu spielen? Und was passiert, wenn West noch beide Trümpfe hat und ich auf den blanken König geschnitten habe? Dann muss ich mit der 7 stechen und dann die beiden hohen Trümpfe abspielen. Für diesen Weg habe ich mich dann entschlossen und er war erfolgreich. Ost hatte tatsächlich nur noch die 4 und die 10 stand bei West. Mit dem A vorstechen und dann zur D zu spielen, ohne zu schneiden wäre auch erfolgreich gewesen. Mit Schnitt wäre es zu einem zweiten Faller gekommen.

Auch gleich Pik zum A und Pik zurück zum K hätte mir nichts gebracht, da Ost mit A gefolgt von Karo West mit dem letzten Trumpf immer noch stechen lassen wird. Nur ein Alleinspieler hat diese Strategie ohne Pik-Schnitt gewählt und ist auch einmal gefallen.

Das Ergebnis

Die Gegenspieler haben gut agiert, da an 17 Tischen 4♠ erfüllt werden durften. Dort wurde Treff angegriffen und mit dem K bei Stich wieder Treff retourniert. Somit gab es keinen Karo-Schnapper.

4♠-1 brachten trotzdem noch 54,4 %. Nur an 12 Tischen wurde Nord dabei nach Coeur-Angriff später vor eine vergleichbare Situation wie bei mir gestellt. Dabei wurde einmal, wie bei mir, mit der 7 vorgeschnappt und einmal mit dem A und danach ohne Schnitt auf verteilte Trümpfe zur D. Bei diesen drei Tischen war das Ergebnis dann auch 4♠-1. In den anderen neun Fällen wurde nicht vorgeschnappt, sondern abgeworfen, was zu zwei bis drei Fallern führte.

Auch der Beitrag B10 im Blog beschäftigt sich mit dem Thema “Vorstechen – und wenn ja wie hoch?”

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