B79 – Ein Verlierer zu viel, oder doch nicht?

Ein Verlierer zu viel, oder doch nicht? Board 15 beim BBO-Turnier des DBV am 9.Oktober, vormittags. Es ist ein Turnier mit IMP-Abrechnung, Nord/Süd sind in Gefahr.

Die Reizung

Verteilung Süd - Teiler

Süd ist Teiler und eröffnet mit 1.

Verteilung Nord

West passt und Nord bietet 1.

Verteilung Ost - Gegenreizung

Jetzt komme ich auf Ost und zeige mein gutes 5-er Pik mit 1♠.

Süd zeigt in der zweiten Runde seine 5-4 Verteilung in den Unterfarben mit 2♣. West passt wieder. Nord würde mit eigener Eröffnung gerne 3SA spielen, hat allerdings keinen Pik-Stopper. Deshalb fragt er jetzt mit dem Überruf (2) von Pik, ob Süd einen Stopper in Pik hat. Süd verneint das mit dem 3-Gebot.

Von der gemeinsamen Punktzahl her reicht es für ein Vollspiel. Außerdem ist es ein Turnier mit IMP-Abrechnung und Nord/Süd sind in Gefahr, da sollte man auch knappe Vollspiele reizen. Aber welches?

3SA kommen mangels Stopper nicht in Frage. Da Süd auf die 1♠-Zwischenreizung von Ost kein Support-Kontra für Coeur gegeben hat, hat man auch in Coeur nur einen 6-Kartenfit. Das einzig mögliche Vollspiel scheint in Karo zu bestehen, wenn auch im 7-Kartenfit. Deshalb bietet Nord jetzt 5.

Ein Verlierer zu viel, oder doch nicht?

West spielt ein kleines Pik aus und jetzt wird klar, dass die Chancen zum Erfüllen des Kontrakts nicht gut sind. Man hat 2 sichere Verlierer in Pik und noch einen in Treff, selbst wenn der Schnitt auf den K sitzt. Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass der Gegner in Abwurfzwang gerät.

Im 3. Stich spielt Ost ein kleines Karo, das man auf Nord mit der D nimmt. Jetzt spielt man noch zwei Runden Karo. In der dritten Runde Karo ist der Abwurf auf Nord entscheidend. Man muss das Drohpotential in Pik und in Coeur aufrechterhalten.

Verteilung nach Runde 4

Deshalb wirft man auf Nord ein kleines Treff ab. Danach darf man nicht mit Trumpf fortfahren, da man sich damit auf Nord selbst in Abwurfzwang bringt. In der 6. Runde wird erstmals der Coeur-Schnitt versucht. Man bleibt auf Nord mit dem B am Stich. Man kehrt mit einem Pik-Schnapper in die Hand zurück und zieht den letzten Trumpf. Nach Runde 8 ergibt sich folgendes Bild:

Verteilung nach Runde 8

Jetzt werden 2 Runden Coeur gespielt und Ost kommt in Abwurfzwang. Wirft er in der zweiten Coeur-Runde ein Pik ab, wird die 9 auf Nord hoch. Wirft er ein Treff ab, sind die restlichen Treffs hoch.

Es hilft übrigens auch nichts, wenn West in der 7. Runde statt eines kleinen Treffs ein Coeur abwirft. In diesem Fall behält man auf Nord sein 4. Coeur, das dann hoch wird.

Die 11 Stiche setzen sich zusammen aus 5 Karo-Stichen, 3 Coeur-Stichen und 3 Treff-Stichen. Wenn West sich von einem Coeur trennt, sind es 4 Coeur-Stiche und 2 Treff-Stiche.

Dieses Blatt ist ein schönes Beispiel, wie man beide Gegner in Abwurfzwang bringen kann und damit einen eigentlich unerfüllbaren Kontrakt rettet.

Das Ergebnis

Tatsächlich wurde an 48 Tischen der 5-Kontrakt zweimal gespielt, aber keiner erzielte die 11 Stiche. Erstaunlich oft wurde trotz Gegenreizung 3SA gespielt, was natürlich von vorneherein chancenlos war, wenn die Piks von oben gespielt werden.

Die häufigsten Anschriften für Nord/Süd waren

  • 3SA -1 oder 5 -1: -2,87 IMPs
  • 4 =: +2,83 IMPs
  • 3SA =: +10,7 IMPs (hier wurde nicht Pik Ass ausgespielt)

Der Unterschied zwischen 5 erfüllt und einmal gefallen betrug also 13,57 IMPs.