Board 3 beim BBO-Turnier des DBV am 4.Jan 23, vormittags. Ost/West sind in Gefahr. Bei diesem Board stellt sich die Frage: der Unterfarbtransfer nach 1SA-Eröffnung, ja oder nein?
Welches Gebot?
Der Teiler auf Süd passt und Ihr Partner auf West eröffnet mit 1SA (15-17FL). Nach einem weiteren Pass von Nord sind Sie auf Ost mit diesem Blatt an der Reihe. Nach der 1SA-Eröffnung des Partners sollte mit 10FL das Vollspiel möglich sein, aber welches?
Was wäre Ihr Gebot?
- 2SA
- 3♣ (Transfer auf Karo)
- 3SA
Der Unterfarbtransfer nach 1SA-Eröffnung
Das Lehrbuch Forum D Plus 2015, die ungestörte Reizung, hat folgende Regeln für den Unterfarbtransfer festgelegt, wobei immer eine 6-er Länge vorausgesetzt wird:
- Unterfarbtransfer mit sehr schwachen Blättern und Kürze (Single oder Chicane) in einer anderen Farbe, wenn der 1SA-Kontrakt schlechte Erfüllungschancen hat.
- Unterfarbtransfer mit starken Blättern (mindestens 10FL) und Kürze in einer anderen Farbe, wenn Zweifel über das beste Vollspiel bestehen. In der nächsten Bietrunde wird dem Partner die Kürze mitgeteilt.
- kein Unterfarbtransfer mit 6-er Unterfarbe und Stärke ohne Kürze.
Beim vorliegenden Board trifft der zweite Fall zu. Mit 10 FL könnte Ost zwar direkt 3SA ansagen. Es bleibt aber das Risiko, dass West keinen ausreichenden Stopper in Treff hat. Ich halte es für besser, vorher noch mehr über das Blatt des 1SA-Eröffners zu erfahren. Dazu führt man zuerst den Transfer auf Karo durch und zeigt anschließend das Single.
Die Reizung verläuft dann folgendermaßen:
Die Mitteilung der Kürze
Nach der Ausführung des Transfers auf Karo kann der Antwortende seine Kürze zeigen. Im Lehrbuch Forum D Plus 2015, die ungestörte Reizung (S. 282), wird vorgeschlagen die Kürze in Oberfarben verdreht zu zeigen, d.h. 3♥ für Kürze in Pik und 3♠ für Kürze in Coeur. Manche Bridgelehrer finden jedoch, dass man die Kürze auch direkt zeigen kann, also 3♥ für Kürze in Coeur und 3♠ für Kürze in Pik. Wichtig ist, dass man sich in der Partnerschaft auf eine Methode geeinigt hat. In jedem Fall zeigt man die Kürze in der anderen Unterfarbe mit 3SA.
Jetzt muss West eine Entscheidung treffen. Ein Stopper in Treff ist zwar vorhanden, aber gleichzeitig weiß man, dass die Gegner mindestens 10 Karten in Treff haben. Das bedeutet, wenn man in einer Farbe aussteigen muss bevor man die 9 Stiche gemacht hat, ist der 3SA-Kontrakt vermutlich nicht zu erfüllen.
Mit dem guten Anschluss in Karo geht West besser auf diese Farbe zurück. Da die Stärke des Antwortenden nach wie vor unbekannt ist, sollte man auch nicht direkt 5♦ bieten. Es reicht den guten Karo-Fit mit 4♦ zu bestätigen. Es bleibt dann Ost vorbehalten mit 5♦ abzuschließen oder mit einem stärkeren Blatt den möglichen Schlemm zu untersuchen. In keinem Fall darf Ost auf das 4♦-Gebot passen, da mit der Weiterreizung nach der Ausführung des Transfers nicht vor dem Vollspiel gestoppt werden darf.
Im vorliegenden Board hat Ost eine Minimumhand und sollte mit 5♦ abschließen.
Wie Sie bei Ansicht aller Hände sehen können, verliert man bei 5♦ nur einen Stich in Karo und einen in Coeur, vorausgesetzt man findet die ♠D. 3SA sind hingegen aussichtslos, da man in Karo aussteigen muss.
Der Unterfarbtransfer nach 1SA-Eröffnung – Das Ergebnis
Das Board wurde an 67 Tischen gespielt. Nur 3-mal wurde der optimale Kontrakt von 5♦ erreicht und auch erfüllt. Aber auch für 3♦ +2 gab es noch einen sehr guten Score, da sehr viele Paare ohne Umschweife in 3SA gelandet waren. Die Ergebnisse für Ost/West im Einzelnen:
- 5♦ =: 98%
- 3♦ +2: 86%
- 1SA =: 60%
- 3SA -2: 25%
Die Empfehlung im Bridge Magazin
Im neuesten Bridgemagazin des DBV, Ausgabe Januar 2023, können Sie auf der Rätselseite 17 eine sehr ähnliche Hand sehen:
- ♠ 10 9 8
- ♥ 7
- ♦ A K 9 8 6 5
- ♣ B 7 2
Dort wird vorgeschlagen trotz der Kürze in Coeur sofort 3SA anzusagen. Das gerade vorgestellte Board zeigt, dass es nicht schaden kann etwas umsichtiger vorzugehen.
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