B148 – Zweifärber in der Gegenreizung

Sowohl nach einer Farberöffnung als auch nach einer 1SA-Eröffnung durch den Gegner besteht die Möglichkeit einen Zweifärber in der Gegenreizung zu zeigen. Die Gelegenheit dazu ist nicht so selten, wie anschließend anhand von einigen Beispielen erläutert wird. Eine Reihe von Konventionen erlaubt die Beschreibung von Zweifärbern, wobei jede dieser Konventionen Vor- und Nachteile hat:

Um einen Zweifärber reizen zu können, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  • beide Farben sollten mindestens zu fünft sein (bei stärkeren Händen kann es auch 5-4 sein)
  • die Werte sollten in den beiden Farben konzentriert sein. Werte in den Nebenfarben sind eher negativ zu bewerten.
  • Abhängig von der Gefahrenlage gibt es eine Höchstzahl von Verlierern, die nicht überschritten werden sollte:
    • 7 Verlierer in günstiger Gefahrenlage (Nichtgefahr gegen Gefahr)
    • 6,5 Verlierer in gleicher Gefahrenlage (Nichtgefahr gegen Nichtgefahr oder Gefahr gegen Gefahr)
    • 6 Verlierer in ungünstiger Gefahrenlage (Gefahr gegen Nichtgefahr)
  • Die Verliererzählung wird folgendermaßen durchgeführt:
    • Jede fehlende Top-Figur in einer der beiden langen Farben zählt als 1 Verlierer. Ein fehlender Bube zählt als 0,5 Verlierer.
    • jede kleine Karte in einer der beiden kurzen Farben zählt als 1 Verlierer. Ein besetzter König zählt als 0,5 Verlierer.

Heutzutage wird in den Bridgeturnieren sehr aggressiv gereizt und viele Spieler legen die oben beschriebenen Regeln sehr locker aus. Die folgenden 3 Beispiele aus kürzlich gespielten Turnieren sollten nicht unbedingt als Vorbild für Ihre zukünftigen Gebote genommen werden.

Beispiel 1: Zweifärber in der Gegenreizung nach der 1SA-Eröffnung

Dieses Board wurde am 6. Dez. 22 beim BBO-Turnier des DBV am Vormittag gespielt. Beide Parteien sind in Nichtgefahr. Süd eröffnet mit 1SA (15-17) und jetzt kommen Sie mit diesem Blatt auf West.

Verteilung West - Zweifärber in der Gegenreizung

Würden Sie diesen Zweifärber reizen? Die Gebote für einen Zweifärber in Oberfarben wären abhängig von der Konvention:

  • 2♣: Multi Landy und Cappelletti
  • 2: DONT und Brozel

Bei diesem Zweifärber stimmen einige Voraussetzungen nicht:

  • keine zwei 5-er Längen
  • insgesamt 8,5 Verlierer: 2 in Pik, 2,5 in Coeur, 1 in Karo, 3 in Treff. Bei gleicher Gefahrenlage sollte die Anzahl der Verlierer nicht größer als 6,5 sein
  • Werte in den kurzen Farben sind negativ zu bewerten.
  • ein positiver Aspekt ist, dass man hinter dem starken Gegner sitzt.

Unabhängig von der vereinbarten Konvention wird als Kontrakt 2 erreicht und man hat Glück mit dem Partner. Der hat die passenden Werte in Coeur und man macht sogar 9 Stiche.

Trotzdem halte ich diese Reizung für hochriskant, da in zweiter Position völlig unklar ist, wer die noch ausstehenden 12-14 Punkte hat. Sollten die überwiegend beim Partner des SA-Eröffners sein, kann die Reizung in der Katastrophe enden. Außerdem kann man im Bridge Solver sehen, dass ein Pass sogar ein geringfügig besseres Ergebnis gebracht hätte, da der 1SA-Kontrakt von Süd bei optimalem Gegenspiel 3-mal fällt. Die Anzahl der in jeder Farbe erzielbaren Stiche können Sie sehen, wenn Sie im Bridge Solver zweimal auf Optionen klicken und dann das Feld „show number of tricks“ auswählen.