B163 – Morton´s Fork – ein Dilemma für den Gegner

Es kommt immer wieder vor, dass man nach Ansicht des Dummies feststellt, dass zum Erfüllen des gereizten Kontrakts entweder ein Stich fehlt oder ein Verlierer zu viel an Bord ist. Bei bestimmten Konstellationen kann eine besondere Spieltechnik helfen. Morton´s Fork stellt den Gegner beim Ausspielen einer Farbe vor ein Dilemma. Er hat nur die Wahl zwischen 2 schlechten Möglichkeiten:

  • Gewinnt der Gegenspieler den Stich, bekommt der Alleinspieler einen zusätzlichen Stich in der ausgespielten Farbe.
  • Duckt der Gegenspieler, bekommt er überhaupt keinen Stich in dieser Farbe.

Die Technik kann sowohl bei SA- als auch bei Farb-Kontrakten zur Anwendung kommen. Um Morton´s Fork erfolgreich einzusetzen hilft es, wenn man aus der Reizung Informationen über die Verteilung der Figuren beim Gegner hat.

Der Begriff geht auf den Erzbischof von Canterbury, John Morton, zurück. Er war Schatzkanzler unter Heinrich VII und führte im 15. Jahrhundert folgendes Steuerprinzip ein:  Menschen mit bescheidenem Ausgabenstil können höher besteuert werden, da sie ja durch ihren Lebensstil Geld sparen. Menschen mit hohen Ausgaben scheinen dagegen genug Geld zu haben, weshalb sie auch entsprechend mehr Steuern zahlen können.

Während das Steuerprinzip von John Morton zynisch ist, gilt die Anwendung der Technik im Bridge als fortgeschrittene Spielkunst.

In den folgenden Beispielen aus verschiedenen Quellen können Sie die Technik üben. Drücken Sie dazu “Next”, bis das Ausspiel kommt und dann “Play”. Jetzt können Sie selbst entscheiden welche Karte gespielt wird.

Im Anschluss an das jeweilige Board erfolgt eine kurze Beschreibung der erfolgreichen Spielweise.

Beispiel 1: Morton´s Fork beim BC Nürnberg

Eine ausführliche Besprechung dieses Boards finden Sie auf der Webseite des BC Nürnberg-Museum.

Nach dem Angriff mit Trumpf zählt West 4 Verlierer: 1 in Coeur, 1 in Karo, 2 in Treff

West gewinnt den Stich und spielt ein kleines Coeur. Nimmt Nord nicht das CA, hat man schon gewonnen. Nimmt Nord das Ass und spielt Coeur nach, sollte man nicht den König nehmen, sondern schnappen. Sie wissen noch nicht, ob Sie ein Karo oder Treff abwerfen sollten.

Jetzt spielen Sie ein kleines Karo von West und Morton´s Fork sticht zu:

  • Nimmt Nord das KA, sind danach die Karos hoch und man kann auf CK und das dritte Karo jeweils einen Verlierer in Treff abwerfen. Damit bleib nur 1 Verlierer übrig.
  • Bleibt Nord klein, wirft man auf CK den KK ab und kann sich noch 2 Verlierer in Treff leisten.

Beispiel 2: Online-Kurs beim DBV zu Morton´s Fork

Beim Kursmaterial zu dem entsprechenden Online-Kurs des DBV finden Sie auch noch weitere Beispiele für Morton´s Fork.

Nach dem Ausspiel von CD zählt der Alleinspieler auf Süd 2 Verlierer: 1 in Karo, 1 in Treff.

Das Ausspiel wird in der Hand geschnappt. Das CA zu nehmen wäre ein Fehler, da man noch nicht weiß, welcher Abwurf sinnvoll ist. Nach einer Runde Trumpf spielt Süd die 5.  

Damit sticht Morton´s Fork zu:

  • Nimmt West das TA, können die beiden Verlierer in Karo auf CA und D abgeworfen werden
  • Bleibt West klein, wird auf CA der K abgeworfen. Damit hat man nur 1Verlierer in Karo

Der Kontrakt ist nur zu schlagen, wenn West beim ersten Angriff ein Karo ausspielt.

Beispiel 3: Morton´s Fork auf Wikipedia

Dieses Beispiel stammt von der Webseite von Wikipedia in Englisch. Dort finden Sie auch noch weitere Beispiele für Morton´s Fork.

Nach dem Angriff mit KB zählt Süd 2 Verlierer: 1 in Coeur und 1 in Treff.

Es gibt 2 Möglichkeiten den Kontrakt zu erfüllen: entweder man vermeidet den Verlierer in Coeur oder man macht 2 Stiche in Coeur, worauf man 1 Verlierer in Treff abwerfen kann. Den 2. Verlierer in Treff kann man dann auf ein hohes Karo abwerfen.

Nach dem Ausspiel kann man davon ausgehen, dass das KA bei Ost sitzt. Deshalb bleibt man auf Nord klein und schnappt in der Hand. Nach einer Runde Trumpf spielt man 7 von Süd in der Hoffnung, dass A bei West ist. Damit ist wieder die Situation für Morton´s Fork gegeben:

  • Nimmt West das A, gewinnt man jedes Rückspiel, deblockiert die Coeurs und macht die Ruffing Finesse gegen das A auf Ost. Dann kann man 2 Treffs auf K und D abwerfen und verliert nur 1 Stich in Coeur.
  • Duckt West mit dem A, gewinnen Sie den Stich mit K beim Dummy, spielen die Ruffing finesse gegen das A auf Ost und werfen D auf den entwickelten Karo Gewinner ab. In diesem Fall verlieren Sie nur 1 Stich in Treff.

Der Alleinspieler sollte im ersten Stich kein hohes Karo einsetzen, da Ost dann das A zurückhalten könnte. Das würde Sie dazu zwingen eine verfrühte Entscheidung über den Abwurf zu treffen. Süd muss einen Abwurf auf Karo bekommen, aber nicht bevor West vor die Entscheidung gestellt wird, in Coeur das Ass zu nehmen oder zu ducken. Erst dann weiß der Alleinspieler, ob er auf den Karo Gewinner ein Coeur oder ein Treff abwerfen muss.

Morton´s Fork bei Guido Hopfenheit

Im Quiz von Guido Hopfenheit gibt es einige Beispiele für die Anwendung dieser Spieltechnik, beispielsweise im Quiz 22.

Kommentare zu diesem Beitrag bitte mit dem Kontakt-Formular oder direkt an info@turnierbridge.de.