B116 – Ein extrem schwieriges Alleinspiel im Top-Kontrakt

Ein extrem schwieriges Alleinspiel im Top-Kontrakt war Hand 5 im Regionalliga-Kampf Planegg 1 – Burghausen 3 am 19.3.22. Nach langer Zeit mit ausschließlich digitalem Bridge, startete das mit Spannung erwartete erste Präsenz-Turnier.

Die Reizung

Ost-West spielen ein System mit vielfältigen Varianten der 1♣– Eröffnung. Nach der Reizung

Die Reizung

wird Ost Alleinspieler im Top-Kontrakt 3SA, der gleichzeitig das einzig erfüllbare Vollspiel ist.

Süd greift den B an und folgender Dummy kommt auf West herunter:

Verteilung West
Verteilung Ost - ein extrem schwieriges Alleinspiel

Der Kontrakt mit potenziell vier Coeur-, vier Treff-, drei sicheren Pik- und mindestens einem Karo-Stich sieht auf den ersten Blick ausgezeichnet aus. Aber das Stichpotential muss natürlich erst umgesetzt werden, da immerhin drei Asse beim Gegner stehen.

Am Tisch bleibt der Alleinspieler klein und von Nord wird positiv markiert, um zu zeigen, dass er die D am Tisch in Schach hält.

Wie würden sie als Alleinspieler agieren? Ducken oder mit dem K nehmen und wie weiterspielen?

Ein extrem schwieriges Alleinspiel

Der Alleinspieler nimmt korrekterweise den K, aber nun kommt der schwierigere Teil. Die kritische Farbe ist Karo. Wie ist die Farbe verteilt? Vermutlich hat Süd auch noch die 10 und wird sie spielen, sobald er am Stich ist. Aber was hat er sonst noch in Karo? Nord wird für sein Kontra nach gepasster Hand wohl mindestens vier Karos mit dem Ass an der Spitze haben, da er positiv markiert hatte. Wenn Süd wirklich noch die 10 hat, muss der Alleinspieler hoffen, dass er noch ein drittes Karo hat, da sonst allein vier Karo Stiche von Nord drohen. Wenn aber das dritte Karo von Süd nicht die 9 ist, dann wird die D herausgeschnitten, da ja dann Nord die 9 besitzt und der Gegner wird drei Karo-Stiche und die beiden anderen Asse machen.

Hat man dann überhaupt eine Chance als Alleinspieler? Was ist mit B 10 9 bei Süd? Wenn das so wäre, ziehen die Karo nicht sofort durch, da man in diesem Fall die 10 im zweiten Karo-Stich deckt und Nord muss das A nehmen und vermutlich Karo zurückspielen, worauf die 9 von Süd das letzte Karo zunächst blockiert. Das ist zumindest ein Lichtblick, aber wenn Nord das letzte Ass hat, kann ihn Süd immer noch erreichen.

Der erfolgreiche Spielplan

Mit diesem ausführlichen Spielplan kommt man zur Lösung: Süd muss B 10 9 sec haben und entweder A und A oder wenn er nur ein Ass hat, muss der Alleinspieler das zweite Ass von Nord (neben dem A) zuerst heraustreiben, damit dieser tödliche Switch zum letzten Karo nicht mehr funktioniert. Nord hat in der Regionalliga relativ sicher nicht drei Asse, da er damit wahrscheinlich eröffnet hätte mit zwei Viererlängen. Jetzt muss ich nur noch wissen, welches Ass bei Süd steht. Nach der Reizung sollte Nord mindestens acht Karten in Karo und Pik haben und beide Gegner haben zusammen noch sieben Coeur-Karten. Es ist also eher wahrscheinlich, dass Süd mehr Coeur-Karten als Nord besitzt und folglich ist nach den freien Plätzen das A bei Süd etwas wahrscheinlicher als bei Nord. Auch zeigt das Kontra von Nord auf 1 eher Coeur-Kürze und tendenziell eher A.

Wenn der Alleinspieler also nach diesen langen Überlegungen Treff spielt, dann gewinnt er. Süd hat tatsächlich B 10 9 und das A.

Die Ergebnisse in der Liga

Bei uns am Tisch hat der gegnerische Alleinspieler Coeur gespielt und nach dem A von Süd die nachgespielte 10 geduckt und so insgesamt drei Karo-Stiche und die beiden anderen Asse verloren. Er ärgerte sich danach, dass er die 10 nicht mit der D gedeckt hat, weil die Karos dann blockieren würden und er vermeintlich gewinnen würde. Zum sicheren Gewinnen braucht es aber den oben skizzierten Ablauf mit der vorgeschalteten Elimination des Treff-Switchs.

In den Landesligen waren alle OW-Paare bis auf eines (4 =) in SA-Kontrakten und alle, bis auf einmal 3SA -2, haben mindestens 9 Stiche gemacht, obwohl in der Hälfte der Fälle Karo angegriffen wurde. Von West macht man sogar mindestens 10 Stiche, auch wenn Karo angegriffen wird. Ohne Karo-Angriff ist das Gegenspiel chancenlos, da man genügend Zeit hat die notwendigen Stiche einzusammeln. Ich bezweifele aber stark, dass alle Alleinspieler bei Karo-Angriff den Gewinnweg gefunden haben.

Unsere Komplementäre waren in nervenschonenderen 2 +2, so dass wir sechs IMPs (50 + 170 Punkte = 6 IMPs) bei diesem Board gewonnen haben.

Die komplette Hand sah wie folgt aus:

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