B66 – Ein knappes Vollspiel im Teamkampf

Ein knappes Vollspiel im Teamkampf zu reizen und dann auch noch zu erfüllen ist immer eine besondere Herausforderung. Board 7 bei der Liga des Deutschen Bridgeverbands am 28.Juli war ein schönes Beispiel.

Die Reizung

Süd eröffnet mit 3 (lang und schwach). West und Nord passen. Jetzt kommt Ost mit diesem Blatt:

Passen will man sicher nicht mit 16 F. Das beste Gebot ist für mich Kontra, da man spielbereit in allen Farben ist. West antwortet auf das Kontra mit 3SA. Das verspricht einen soliden Stopper in Karo und auch mindestens 10F. Mit Chicane in Karo will Ost keinen SA-Kontrakt spielen und bietet 4♠.

Ein knappes Vollspiel im Teamkampf

Nach dem Ausspiel von Coeur klein von Süd kommt der Dummy auf den Tisch und man stellt fest, dass 3SA doch der bessere Kontrakt gewesen wäre. Dort hat man sichere 9 bis 10 Stiche. Auch 5♣ sind nicht zu schlagen, allerdings schwer zu finden.

Verteilung West
Dummy
Verteilung Ost
Alleinspieler

Der Spielplan

Wenn man leider doch in 4♠ gelandet ist, gilt es jetzt, den Kontrakt zu erfüllen.

Von Ost betrachtet hat man 2-3 Verlierer in Pik und einen möglichen Verlierer in Treff. Entscheidend für den Kontrakt ist, wie die Pik-Karten beim Gegner verteilt sind und wo A und K sitzen. Da Süd in Karo nur A und B hat, sind noch Werte in anderen Farben möglich. Man hat im wesentlichen 2 Möglichkeiten für den erfolgreichen Spielplan:

  1. man geht mit dem A zum Tisch und spielt die Piks von West durch Nord in der Hoffnung, dass dort das A sitzt. Allerdings gewinnt man damit nicht viel, da man diesen Vorgang nicht wiederholen kann. Selbst wenn das A bei Nord ist verliert man immer 2 Pik-Stiche, weil die Mittelkarten fehlen. Außerdem verliert man damit die Möglichkeit zum Schnitt in Treff. Bei dieser Spielweise müssen die Piks beim Gegner 3-3 verteilt sein, um nicht mehr als 3 Verlierer zu haben (2 in Pik, 1 in Treff).
  2. man übernimmt den Coeur-Angriff in der Hand und spielt die Piks von dort. Jetzt kann man sich sogar einen 4-2 Stand der Piks beim Gegner leisten, wenn der Treff-Schnitt sitzt. Der Vorteil dieser Spielweise ist, dass man jetzt noch einen Übergang zum Tisch bewahrt, um nach dem Abspielen der Trümpfe den Treff-Schnitt durchzuführen. Wenn Süd das A hat, kann man sogar sicher sein, dass dieser Schnitt sitzt. Süd hätte sonst zu viele Punkte für eine schwache Eröffnung.

Das Ergebnis

Tatsächlich ist die zweite Spielweise beim aktuellen Stand der Karten erfolgreicher. Man kann hier sogar 11 Stiche realisieren. Aufgrund der günstigen 3-3 Verteilung der Piks beim Gegner kann man allerdings auch mit dem ersten Spielplan den Kontrakt erfüllen.

Ich habe eine einzige Konstellation der Karten beim Gegner gefunden, bei der die erste Spielweise bessere Erfolgschancen hätte:

  • Nord: in Pik Ax
  • Süd: in Pik B109x und K zu zweit

Das ist jedoch nach der Reizung extrem unwahrscheinlich. Außerdem müsste man auch noch auf die Idee kommen, in der zweiten Pik-Runde ein kleines Pik zu spielen, falls Nord in der ersten Runde duckt.

1 Gedanke zu „B66 – Ein knappes Vollspiel im Teamkampf“

  1. Ich hätte wahrscheinlich nicht kontriert. Ich hätte zu viel Angst davor, dass der Partner passt und das Ergebnis nicht gut ist.
    stattdessen hätte ich gleich 4♠️ gereizt.
    Mit der aktuellen Westhand hätte ich nach Partners Kontra immer gepasst und hier ein gutes Ergebnis eingefahren (3♦️X-3).

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