Board 13 aus dem DBV-Nachteulen-Turnier vom 8.4.21. Eine interessante Verteilung mit einem starken Zweifärber beim Gegner. Er hat den nicht legbaren Schlemm in zwei Farben als einziger gefunden – und auch korrekt abgespielt.
Die Reizung
Ich bin auf Nord Teiler mit folgender Hand,
die an 53 Tischen jeder mit 1 Karo eröffnet hat. Ost passt immer und bei uns passt auch der Partner mit der sechsten Pik 9, aber nur zwei Punkten. Er weiß mit Double Karo, dass ich nach unserem System (nicht Forum D) mindestens 5 Karos habe. Das macht auch die Mehrzahl der anderen Südspieler so, aber abhängig vom System gibt es auch einige 1Pik- oder 2 Pik-Antwortende.
Auf das Pass von Süd kontriert West in 4. Hand auf. Ich passe, da ich nach dem Kontra noch nicht mein 4-er Pik offenlegen will. Der Partner würde sich noch mal melden, wenn es opportun wäre. West bietet 1SA und Partner passt systemgemäß. Jetzt kommt aus heiterem Himmel von West das Gebot von 6 Treff(!!), das zum Endkontrakt wird.
Das Ergebnis
Zunächst dachte ich: „Aha, letzte Runde und da reizt einer Hopp oder Top“. Aber das macht das Gegenspiel auch nicht einfacher. Mir war klar, dass meine zwei Asse wohl nicht beide durchziehen werden, da der Alleinspieler mindestens ein Chicane haben wird. Schon deshalb habe ich mich nicht getraut eines der Asse anzugreifen. Coeur erscheint mir auch riskant und so greife ich mein Single Treff als „kleinstes Übel“ an. Folgender Dummy kommt zum Vorschein:
Der Angriff spielt letztlich auch keine Rolle, da 6 Treff und 6 Coeur immer gehen, wenn man nach dreimal Trumpfziehen die Coeurs schlägt auf die Double-Dame. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt zwar nur bei 27,13 %, aber sonst hat man keine realistische Chance. Zuvor macht der Alleinspieler den Expass zum Karo-König, auf den ich das Ass nehmen muss. Von den Paaren die nur im Treff- oder Coeur-Vollspiel waren, haben etwa die Hälfte auch 12 Stiche erzielt.
Hier die vollständige Hand:
Weitergehende Analyse
Als Westspieler hat man beim ersten Gebot mit diesem starken Zweifärber grundsätzlich drei Möglichkeiten, die alle vorkamen:
- Konventionell das Gebot 2K oder 2SA (Ghestem), je nach System, für Treff und Coeur
- Man reizt eine Farbe (meist 5-er Coeur, obwohl die Treffs zu sechst sind) und springt später in der anderen.
- Zunächst ein Kontra, wie bei uns geschehen.
Bei 3) hat man das Problem die Hand zu beschreiben aber nur verschoben, da man jetzt mit dem zweiten Gebot Gas geben muss und das ist nicht trivial. An den anderen Tischen mit den gleichen ersten sieben Geboten, hat man oft 2 Coeur gereizt, die entweder gleich zum Endkontrakt wurden oder nach kompetitiver Weiterreizung in 4C / 5C / 5T endeten. In den Schlemm kam auf diese Weise niemand.
Insofern halte ich das Gebot von 6T nachträglich nicht mehr als einfach nur aus der Hüfte geschossen, sondern durchaus als kalkuliertes Risiko. Durch das 1 SA des Partners hofft er auf Karo Ass oder -König beim Partner und entweder Coeur-Dame oder ein kleines 4-er Coeur, mit dem er aber vielleicht auch 1 Coeur hätte bieten können.
Gezogen ist der Schlemm natürlich trotzdem, da an schlechten Tagen die Karo-Deckung des Partners auch aus DBxx bestehen kann, so dass die Erfolgs-Chance insgesamt unter 25% liegt. Aber meinen Respekt hat der Alleinspieler trotzdem, auch wenn uns der Saal-Nuller 11 Plätze gekostet hat. Ich hätte ja auch den Top mitgenommen, wenn Coeur Dame und Coeur 10 vertauscht wären?.
Zweifärber als Eröffnung werden besprochen in den Beiträgen B15 und B31.
2 Gedanken zu „B34 – Sprung ins Glück bringt den Top“