B27 – Das Abspiel gegen die Wahrscheinlichkeit gewinnt

Das Abspiel gegen die Wahrscheinlichkeit gewinnt bei Board 12 aus dem Clubturnier Planegg vom 9.3.21.

Die Reizung

In folgender Hand mit 30 Figurenpunkten in den gemeinsamen Ost-West Händen sind überraschenderweise bei 11 Anschriften fast alle im Schlemm. Ein Paar stoppt in 5 und ein Paar landet in 7SA – alle anderen erreichen 6 als Endkontrakt.

Dummy
Alleinspieler

Das 7SA-Paar, das einmal gefallen ist, wird sich am meisten ärgern, da 6SA der Top-Kontrakt ist. Der Gewinnweg für 6 kommt ohne Schnapper aus und somit geht das 6-Abspiel in ein 6SA-Abspiel über.

Die drei Paare, die 6 erfüllt haben, bekamen oft Hilfe durch Angriff der 8. Wenn man annimmt, dass Süd nach dem Angriff kaum noch K haben wird, hilft einem das enorm bei der entscheidenden Behandlung der Pik-Farbe.

Der Spielplan

Bei mir wurde 6 angegriffen – ein Super-Angriff der dem Alleinspieler nichts entwickelt und ihm im Gegenteil noch eine Option nimmt, da er so einen Übergang weniger zur Verfügung hat. Nach drei Trumpfrunden lande ich am Tisch und will das Pik-Problem angehen. Ich habe klein zur D gespielt. Nord wirft die 2 und Süd die 6. Wie man bei Ansicht aller Hände sieht, hat man jetzt immer einen Verlierer in Pik und die Karos wird man auch kaum ohne Verlierer lösen können. So komme ich, wie die sechs anderen Paare die 6 -1 erzielt haben, nur auf 11 Stiche.

Post mortem war ich verunsichert, ob ich die Piks falsch behandelt habe und 9 oder B hätte vorlegen sollen. In der vorliegenden Verteilung wäre 9 ein voller Erfolg gewesen, da man so eine Art Doppel-Schnitt in Pik spielen kann: Wenn Nord die 9 deckt, übernehme ich, gehe zurück zum Tisch und lege den B vor. Wenn nicht gedeckt wird, bleibe ich auch klein und habe so keinen Pik Verlierer. Wenn gedeckt wird, übernehme ich wieder und mache jetzt sogar vier Pik-Stiche, da bei der zweiten Pik-Runde die 8 von Süd fällt und Nord dann nur noch 2 und 3 hält.

Was also sagt die Wahrscheinlichkeit: Laut SuitPlay, einem Programm, das den nach der Wahrscheinlichkeit besten Gewinnweg ermittelt, habe ich richtig gehandelt. Es gibt die bestmögliche Strategie vor um drei bzw. vier Pik-Stiche zu machen und eine Empfehlung, welche Strategie man bei Match-Point (Paarturnier) wählen soll. Ohne Zusatzwissen über die gegnerischen Hände (es wurde nur gepasst) kommt es zu folgenden Wahrscheinlichkeiten:

–     in knapp 70% der Fälle (69,78%) kann man drei Pik-Stiche erwarten und

–     in 9,29% der Fälle kann man vier Pik-Stiche erwarten,

wenn man in beiden Fällen mit 4 oder 5 startet.

Die Lösung

Damit könnte man es bewenden lassen: Der Gegner hat keine Hilfestellung geleistet und man hat mit der Wahrscheinlichkeit gespielt, aber die Sterne standen halt nicht günstig. Aber Bridge ist gerade deshalb so faszinierend, weil oft noch ein Extra-Clou auftaucht – meist in Form eines Squeeze, wie z.B. bei meinem letzten Beitrag B24. Nur das es sich hier nicht um einen positionellen Squeeze handelt, sondern um einen Zwei-Farben-Squeeze: Wenn man also nach der Wahrscheinlichkeit klein Pik zur D gespielt hat und ahnen würde, dass K und 10 bei Nord stehen, dann gewinnt man jetzt 6 immer noch, wenn man die Treffs eliminiert (damit Nord keine Exit-Karte neben Pik und Karo mehr hat) und in der folgenden Endstellung den letzten Trumpf (K) spielt:

Süd behält natürlich seinen K und wirft irgendwas ab und West bedient den letzten Trumpf. Nord ist jetzt im Squeeze:

  • Trennt sich Nord von einem kleinen Pik, dann schlägt man in der Hand das A und spielt Pik nach. Nord muss dann von B96 antreten und schneidet Süd den K heraus und das letzte Pik von West ist hoch.
  • Trennt sich Nord von einem kleinen Karo, dann spielt der Alleinspieler, den sogenannten „Deppen“-Schnitt, in dem er D vorlegt, die von Süd gedeckt werden muss, da man sonst auf West auch klein bleibt. Der K wird mit dem A gedeckt und mit dem letzten Karo zu Nords B ist Nord in Pik endgespielt: Spielt er K, decke ich mit dem Ass, hole 10 ab und der letzte Stich geht an B am Tisch. Spielt er klein Pik, lasse ich zum B des Tischs laufen und mache die letzten beiden Stiche in der Hand.

Wer das Board selbst spielen will, drückt zunächst die Taste “Next” bis das Ausspiel kommt. Danach übernimmt man mit “Play” die Kontrolle über das Spiel. Man kann jederzeit zwischen “Play” und “Next” wechseln. Durch Drücken von “GIB” erhält man die Anzahl der erzielbaren Stiche im Vergleich zum gereizten Kontrakt.

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