B70 – Wie eröffnet man mit diesem Blatt?

Wie eröffnet man mit diesem Blatt? DBV Tea Time-Turnier am 15. August, Board 15. N/S sind in Gefahr, O/W in Nichtgefahr. Süd hat folgendes Blatt und ist Teiler.

Wie eröffnet man mit diesem Blatt?

Je nach Bietsystem stehen dafür verschiedene Optionen zur Verfügung. Nachfolgend werden 3 Möglichkeiten vorgestellt:

Variante 1: 2 als stärkste Eröffnung

An den meisten der 33 Tische wurde mit 2♣ eröffnet. Wenn diese Eröffnung nur semiforcing ist, besteht die große Gefahr, dass man im Teilspiel endet. Deshalb sollte man die Eröffnung nur dann wählen, wenn sie Vollspielforcierend ist. Die Reizung könnte dann wie folgt verlaufen:

Wie eröffnet man mit diesem Blatt? - Verteilung Süd

  • 2♣: stärkste Eröffnung
  • 2: lange Farbe
  • 4SA: Ass-Frage
  • 6: mutiger Schlemm
Verteilung West

  • Pass
  • Pass
  • Pass
  • Pass
Verteilung Nord

  • 2: Relay
  • 4: Fit, schwach
  • 5: keine keycard
  • Pass
Verteilung Ost

  • Kontra: Ausspielmarke
  • Pass
  • Pass
  • Pass
Reizung mit 2 Treff Eröffnung

An den meisten Tischen lief die Reizung so oder so ähnlich ab, wobei oft nur das Vollspiel erreicht wurde.

Das Problem bei dieser Eröffnung ist, dass kein Spieler in der Lage war, seinen extremen Zweifärber mitzuteilen. Deshalb landete man immer im Coeur Kontrakt. Es gibt jedoch in Forum D die Möglichkeit, nach der 2 Antwort in 3SA zu springen. Das zeigt mindestens 5-5 in den Oberfarben mit 3 bis 4 Verlierern. Dann würde man den Doppelfit in Pik und Coeur finden.

Variante 2: starker Zweifärber in der Eröffnung

Diese Variante kann man nur wählen, wenn die Zweifärbereröffnungen auch starke Hände beinhalten. Enthält die Konvention nur schwache Zweifärber, kann man die vorliegende Hand nicht damit reizen. Bei der von mir bevorzugten Konvention sind sowohl schwache als auch sehr starke Zweifärber mit max. 4,5 Verlierern enthalten. Dann könnte die Reizung wie folgt verlaufen:

  • 2♠*: Zweifärber, stark
  • 4: Zweifärber +
  • 4SA: Ass-Frage
  • 6: mutiger Schlemm

  • Pass
  • Pass
  • Pass
  • Pass

  • 2SA*: Pflichtgebot
  • 4♠: besserer Fit
  • 5: keine keycard
  • Pass

  • 3: natürlich, Eröffnung
  • Pass
  • Pass
  • Pass
Reizung mit Zweifärber Eröffnung

Offensichtlich spielte kein Paar in dem Turnier diese Konvention, jedenfalls wurde nie so gereizt.

Variante 3: Reizung mit Precision

Ein Paar reizte die Hand mit dem “Precision” System und erreichte auf diese Weise den einzig erfüllbaren Schlemm in Pik. Die Reizung verlief wie folgt:

Wie eröffnet man mit diesem Blatt? - Verteilung Süd

  • 1♣*: Precision, ab 16
  • 1: ab 3 Karten
  • 4SA: Ass-Frage
  • 6: mutiger Schlemm
Verteilung West

  • Pass
  • Pass
  • Pass
  • Pass
Verteilung Nord

  • 1: 0-6, 7-11 mit UF
  • 2: 4-er Länge
  • 5: keine keycard
  • Pass
Verteilung Ost

  • Kontra: Ausspielmarke
  • Pass
  • Pass
  • Pass
Reizung mit Precision System

Der Spielplan

Egal ob nun der Coeur- oder Pik-Kontrakt erreicht wurden, man muss sorgfältig spielen um die maximale Stichzahl zu erreichen. Meist wurde vom Gegner auf West Karo ausgespielt, da diese Farbe in der Reizung von Ost gezeigt wurde. Trotz der wenigen Punkte auf Nord hat man zwei Übergänge in der Coeur-Farbe, die genutzt werden müssen. Wenn Karo ausgespielt wurde, dann schnappt man auf Süd mit einem hohen Coeur (auf keinen Fall mit der 2) und spielt 10 zur D auf Nord.

Beim Coeur-Kontrakt muss man direkt den Treff-Schnitt versuchen, der gelingt. Danach eine Runde Coeur von oben. Der Gegner hat jetzt keine Trümpfe mehr. Anschließend spielt man 2 zur 8 auf Nord. Jetzt gilt es, die Piks zu entwickeln. Also ein kleines Pik von Nord. Wenn Ost klein bleibt, muss man raten. Der Gegner hat insgesamt 4 Pik-Karten. Die Statistik besagt, dass bei einer geraden Zahl von Karten beim Gegner die Verteilung eher ungleichmäßig ist. Sitzen A und B zu dritt auf West, hat man keine Chance. Sitzen sie auf Ost, muss man die 10 nehmen. So wäre es hier, aber so wurde nie gespielt.

Der Pik-Kontrakt hat wesentlich bessere Erfüllungschancen. Zum einen braucht man keinen Treff-Schnitt, da man den potentiellen Treff-Verlierer auf Coeur entsorgen kann. Zum anderen ist ein 5-4 Fit besser als ein 6-3 Fit. Hier spielt auch der Angriff keine Rolle, der Kontrakt kann immer erfüllt werden. Nach Karo Angriff spielt man ein kleines Coeur zur 8 auf Nord und von dort ein kleines Pik. Wenn Ost klein bleibt muss man auch hier entscheiden, ob man die 10 oder die D nimmt. Nimmt man die D und bleibt bei Stich, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man setzt auf eine 2-2 Verteilung der Pik oder man spielt noch einmal Coeur zur D auf Nord, um durch die Pik-Karten auf Ost zu schneiden. Um dabei keinen Schnapper zu kassieren, müssen die Coeurs beim Gegner 2-2 verteilt sein. Bei der gegebenen Verteilung wäre nur die zweite Möglichkeit erfolgreich.

Das Ergebnis

Der Coeur-Schlemm wurde an 33 Tischen nur 5-mal gereizt und davon nur 2-mal erfüllt, beide Male obwohl das Ausspiel eigentlich das tödliche Pik war. Auch beim einzigen Pik-Schlemm war der Gegner freundlich und nahm gleich in der ersten Pik-Runde das Ass. Für 11 Stiche in Coeur wurden immerhin noch 64% erzielt.

An einigen Tischen wurde auf O/W mit Karo verteidigt. In der idealen Bridgewelt wäre die optimale Verteidigung 7 im Kontra von Ost gewesen (fällt 4-mal für 800). Dafür hätte man in diesem Turnier allerdings nur ca. 20% bekommen.

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